Anlässlich des 100. Geburtstag von Jürgen Joedicke (1925–2015) feiert das Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) seinen Gründer mit einem doppelten Bundle würdigender Texte zu seinem publizistischen Werk. Joedicke hatte seine akademischen Meriten zunächst als Historiker moderner Architektur in der Tradition von Sigfried Giedion, Nikolaus Pevsner oder Henry-Russell Hitchcock verdient. Mit der Institutsgründung unternahm Joedicke allerdings zunächst eine neue thematische Setzung, die auf Analyse und Rationalisierung des gesamten Planungsprozesses zielte. Unter dem Schlagwort Planungstheorie bzw. Planungsmethoden stütze sich diese Theoriespielart auf das US-amerikanische Design-Methods-Movement und war in Stuttgart bereits unter anderem durch Max Bense vertreten. Ende der 1960er Jahre hielt Planungstheorie schließlich auch an den großen deutschen Architekturfakultäten Einzug. So widmete Joedicke seine Antrittsvorlesung 1967 der "Formalisierung des Planungsprozesses" und gab ab 1969 im Karl Krämer Verlag die Arbeitsberichte zur Planungsmethodik heraus. Dieser Werkphase Joedickes widmet sich das Bundle „Joedicke100: Jürgen Joedicke und das IGmA (I): 1967–1977“. In den versammelten Texten von Manfred Speidel, Christian Vöhringer, Wolf Reuter, Jesko Fezer und Christa Kamleithner wird unter anderem deutlich, dass Planungstheorie zu dieser Zeit keineswegs nur Sache spezialisierter Lehrstühle war. Gerade Studierende hatten im hochentwickelten analytischen Instrumentarium dieses Ansatzes eine Möglichkeit entdeckt, eine für dringend notwendig erachtete Reform des Architekturstudiums anzustoßen: Aus ihrer Sicht standen formale Fragen viel zu sehr im Zentrum, die zudem noch auf autoritäre, wenige nachvollziehbare Weise vermittelt wurde. Die Planungsmethoden erlaubten es, stattdessen den Planungsprozess und die unterschiedlichen beteiligten Akteurinnen und Akteure in den Blick zu nehmen. Daran arbeitete nach der Gründung auch Joedickes Institut: So lässt sich auch die zeitweise inhaltliche Nähe zwischen der Zeitschrift ARCH+ – die ebenfalls 1967 an der damaligen TH Stuttgart auf studentische Initiative hin gegründet wurde – und dem IGmA erklären. Mit der Berufung des renommierten Designtheoretikers und Mathematikers Horst Rittel an die Hochschule, wechselte die Auseinandersetzung mit Planungsmethoden von Joedickes IGmA an das neu gegründete Institut für Grundlagen der Planung.