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Analyse

Architekturtheorie um 1967: eine Umwelttheorie

CHRISTA KAMLEITHNER

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Abstract

Verweise

Index

I. 1967 – ein Schlüsseljahr für die Architekturtheorie

II. Zwischen Autonomie und Umweltorientierung: der Architekturtheoriekongress an der TU Berlin 1967

III. Planungstheorie und die Entdeckung des „Nutzers“

IV. „Umwelt“ als gemeinsamer Nenner

Christa Kamleithner widmet sich in ihrem Aufsatz der einflussreichen Architekturtheoriekonferenz, die Oswald Mathias Ungers 1967 an der TU Berlin ausrichtete. Neben so einflussreichen Autoren wie Sigfried Giedion, Reyner Banham und Kenneth Frampton war auch Jürgen Joedicke einer der Redner. Den Begriff der "Umwelt" macht sie als gemeinsamen Nenner der in Berlin vertretenen Positionen aus.

Der Text erschien zuerst in: Juan Almarza Anwandter u.a. (Hg.): Architekturwissenschaft – Vom Suffix zur Agenda, Berlin: Universitätsverlag der TU Berlin 2021, S. 190–208. Für diese Ausgabe wurde er leicht adaptiert.

Titelbild:
Plakat zur Konferenz "Architekturtheorie" an der TU Berlin (1967).


Redaktion:
Leo Herrmann, Sandra Oehy

© IGmA/BBSR

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Thema:

Joedicke100 – Jürgen Joedicke und das IGmA (I): 1967–1977

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Architekturtheorie um 1967: eine Umwelttheorie

Christa Kamleithner

I. 1967 – ein Schlüsseljahr für die Architekturtheorie

Die Architekturtheorie ist ein Kind von 1968, oder genauer: 1967. Zwar wurde immer schon über Architektur nachgedacht, aber kaum je in den Dimensionen dieser Zeit, als die Universitäten Massenuniversitäten wurden, wissenschaftliche Taschenbücher in neuen Mengen auf den Markt kamen und die intellektuelle Produktion proliferierte.1 In dieser Boomphase der Hochschulen begann die Architekturtheorie ein akademisches Fach zu werden, wobei ihr Verhältnis zur Architekturgeschichte wie zu anderen Disziplinen in Frage stand. Eine Reihe an Gründungsdaten belegen die Wichtigkeit des Jahres für sie: 1967 wurde an der Universität Stuttgart das Institut für Grundlagen der Modernen Architektur (IGmA)2 gegründet, das sich der Architekturtheorie explizit widmete, ebenso wie die Zeitschrift ARCH+, die bis heute die wichtigste Zeitschrift für Architekturtheorie im deutschsprachigen Raum ist. 1967 eröffnete das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH Zürich, und in New York ging das Institute for Architecture and Urban Studies (IAUS) an den Start, das sich der Initiative Peter Eisenmans verdankte und mit seiner Zeitschrift Oppositions in den folgenden 18 Jahren zum Zentrum einer kritischen Theorie der Architektur werden sollte. Ein großer Kongress für „Architekturtheorie“, den der Lehrstuhl Oswald Mathias Ungers’ an der TU Berlin organisierte, versammelte schließlich im Dezember des bewegten Jahres eine prominente Schar internationaler (ausschließlich männlicher) Architekturhistoriker und -theoretiker. Unter ihnen befanden sich auch die Vertreter der genannten Institutionen: Adolf Max Vogt, der gerade Leiter des gta geworden war, Jürgen Joedicke, der Gründer des IGmA, sowie Colin Rowe und Kenneth Frampton, die für das IAUS eine wichtige Rolle spielten.3

Was war nun Architekturtheorie? Ende der 1990er Jahre schien dies ganz klar zu sein: Für K. Michael Hays, Professor für Architekturtheorie in Harvard, war und ist sie eine Mischung aus kritischer Theorie und Poststrukturalismus,4 womit sie ziemlich genau das wäre, was man heute allgemein unter „Theorie“ versteht und zu historisieren begonnen hat.5 Deren Heroen – Michel Foucault, Jacques Derrida oder Frederic Jameson etwa – zählt Hays Anthologie von 1998 auch unterschiedslos zur „Architekturtheorie“. Um 1967 jedoch war die Architekturtheorie ein heterogenes Feld. Noch nicht einmal der Architekturbegriff selbst war klar, ja, er geriet unter Beschuss. Die ersten Ausgaben von ARCH+ etwa hießen im Untertitel Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung und beschäftigten sich mit Systemtheorie und Kybernetik. Erst 1972, und dann auch nur bis 1975, schaffte es die „Theorie“ in den Untertitel: als Planungstheorie, aber nicht als „Architekturtheorie“.6 „Umwelt“ und „Planung“ waren in der Zeit zentrale Begriffe des Architekturdiskurses. So gab es an der Universität Stuttgart von 1969 bis 1972 ein Institut für Umweltplanung,7 das aus der Hochschule für Gestaltung Ulm hervorgegangen war, und in Paris entstand, mit derselben Abstammungslinie, das Institut de l’environnement, das bis 1976 überlebte.8 Das IAUS ging aus der 1964 gegründeten Conference of Architects for the Study of the Environment (CASE) hervor, die sich für mathematische Modellierungen des Entwurfsprozesses ebenso interessierte wie für Wahrnehmungspsychologie oder Architekturgeschichte.9 Und eine Studie des American Institut of Architects (AIA) von 1967 bemerkte eine zunehmende Integration von Architektur und Planung an US-amerikanischen Architekturfakultäten und stellte fest, dass Kurse in Soziologie und Psychologie üblich und Entscheidungsprozesse sowie Stadtteilarbeit wichtige Themen der Lehre geworden waren.10

Der Kongress 1967 an der TU Berlin, der im Folgenden im Zentrum steht, ist ein Beispiel für diese Tendenzen. Er zeigt, dass Architekturtheorie zur Zeit ihrer akademischen Etablierung radikal dezentriert wurde – und oft eine „Umwelttheorie“ war, die Architektur weit dachte und statt auf die architektonische Entwurfsarbeit auf die Interaktionen der „Nutzer“ mit der gebauten „Umwelt“ fokussierte (von der „Nutzerin“ war noch lange nicht die Rede, auch wenn es oftmals genau um sie ging). Eine Reihe an Kongressrednern sah in der Architekturtheorie eine Theorie der Wahrnehmung und des Gebrauchs von Architektur, die sich der Psychologie, Soziologie, Stadt- und Planungstheorie, Medientheorie, Semiotik und Kybernetik bediente und damit an all die anderen Sozial- und Humanwissenschaften anschloss, die sich an den boomenden Universitäten zu etablieren begannen. Architekturtheorie war um 1967 nur ein Fach unter anderen, das sich für die Nutzer und Nutzerinnen der neuartigen städtischen „Umwelt“ interessierte, die Ende der 1960er Jahre durch den groß angelegten Umbau der Städte entstanden war. Eben deshalb gab es auch Absetzbewegungen. Die Ausweitung der Architekturtheorie wurde nicht von allen gut geheißen und mancherorts, wie am IAUS, wurde sie bereits gezielt wieder enger gefasst.11


II. Zwischen Autonomie und Umweltorientierung: der Architekturtheoriekongress an der TU Berlin 1967

Der Theoriebedarf hatte mit den neuen universitären Kapazitäten zu tun, ebenso wie mit der Unsicherheit angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und der enormen Bauproduktion, mit der sich die Städte Ende der 1960er Jahre schlagartig veränderten. Ungers brachte diese Situation zu Beginn des Berliner Kongresses zur Sprache, mit der sich die Frage stellte, worauf sich Architekturtheorie überhaupt beziehen konnte und sollte: Konnte sie sich auf sich selbst und vergangene architektonische Leistungen verlassen, oder musste sie sich ganz neu orientieren?12 Das „AIA-ACSA Teachers’ Seminar“ 1964, das wesentlich zur Etablierung von PhD-Programmen für „History, Theory, and Criticism“ an US-amerikanischen Architekturschulen beitrug, hatte diese Frage bereits gestellt.13 Dort wie in Berlin wurde einerseits die Meinung vertreten, dass die Geschichte der aktuellen Situation nichts zu sagen hätte und es darum ginge, offene Planungsprozesse zu organisieren;14 andererseits wurden Vorschläge zur Verbindung der Architekturgeschichte mit den Methoden der Sozial- und Humanwissenschaften gemacht.15 Die Architekturforschung, die in den 1960er Jahren in den USA anlief, war breit ausgerichtet, und in der Bundesrepublik war es nicht anders. Dies zeigt etwa die Reihe der Bauwelt Fundamente, die im Architekturdiskurs der Bundesrepublik eine zentrale Rolle spielte und mit ihren handlichen Formaten zur „Taschenbuchrevolution“16 der 1960er Jahre ebenso beitrug wie zum städtebaulichen Umschwung. Die 1963 von – dem ebenfalls beim Berliner Kongress anwesenden – Ulrich Conrads gegründete Reihe publizierte die Klassiker der Moderne wie ihre Kritikerinnen, Soziologie wie Wahrnehmungsforschung und ebenso zahlreiche Bände zur Architektur- und Städtebaugeschichte, die die Historisierung der modernen Architektur (die sich selbst außerhalb der Geschichte gestellt hatte) vorantrieben. Anfang der 1970er Jahre folgte dann vermehrt Theorie: Architektur als Massenmedium zum Beispiel, Planung und Information oder Materialien zur Ökonomie der Stadtplanung, um nur einige wenige Titel der Bauwelt Fundamente zu nennen. Nachdem die Studentenbewegung generellen Ideologieverdacht gegenüber den Vertretern der modernen Architektur erhoben hatte, gab es Klärungsbedarf. Ungers’ Kongress gab dazu den Auftakt. Die 800 Studierenden, die ihn besuchten, maßen die „Brauchbarkeit der Theorie“ an nichts anderem als der aktuellen Lage.17

Die Studentenschaft stellte neue Ansprüche an die Theorie, die sie an eine politisierte Praxis band, die die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner neu entdeckte.18 Dabei agierte sie jedoch nicht im luftleeren Raum. Der Architekturdiskurs hatte sich längst geöffnet. Dies zeigen die Vorträge des Kongresses, von denen die wenigsten Autorenarchitektur behandelten. Eine ganze Reihe an Beiträgen interessierte sich für die flüchtigen Atmosphären des städtischen Raumes, mit denen andere Akteure ins Spiel kamen. Peter Blake etwa, der Herausgeber der US-amerikanischen Zeitschrift Architectural Forum, verstand unter Architektur „die ganze von Menschen konstruierte, physische Welt, von der wir umgeben sind“, also das „environment“, und feierte das Durcheinander großstädtischer Straßen als ein „happening“, das Platz für individuelle Schöpfungen bietet.19 Der Autor von God’s Own Junkyard, der noch vor Kurzem die Zerstörung der US-amerikanischen Landschaft durch Werbeschilder und Imbissbuden beklagt hatte, pries nun – von Robert Venturi angesteckt, der seinerseits Blakes Buch umgedeutet hatte20 – die aneignungsfähigen Plug-In-Strukturen alltäglicher Straßen. Auf deren variable „Sekundärarchitektur“ hob auch der Soziologe Lucius Burckhardt ab, der den Architekten schon in den 1950er Jahren das Prinzip der Mitbestimmung hatte nahebringen wollen.21 In seinem Kongressbeitrag schwärmte er von im Do-it-yourself-Verfahren errichteten Pergolen ebenso wie von den Zeichenwelten der Straßen, die sich gerade wegen ihrer Veränderbarkeit gut im visuellen Gedächtnis verankern. „[O]hne Haustüren, Fenster, Schaufenster, Straßenlampen und parkierte Wagen sind Straßen und Plätze nicht erfaßbar“, meinte er, gestützt auf psychologische Experimente, und weiter: „die bloßen Proportionen, zudem in perspektivischer Verzerrung, entziehen sich der Wahrnehmung des Passanten.“ Eben deshalb plädierte Burckhardt, nunmehr Chefredakteur der Zeitschrift Werk, des offiziellen Organs des Bundes Schweizer Architekten, für Sekundärarchitekturen, die die eigentliche Architektur wie eine Schicht überziehen und „den Benützer“ adressieren und seine „Schöpferkraft“ aktivieren sollten.22

Der ebenso auf dem Kongress anwesende – allgegenwärtige – Star der Architekturtheorie, Reyner Banham, der schon für seine Skepsis gegenüber der Architektur bekannt war, wollte gleich die Architekturgeschichte umschreiben und dort all jene Erfinder einreihen, die für diese Umweltelemente zuständig sind: Thomas Edison etwa, der die Glühbirne wie die dazugehörige elektrische Infrastruktur erfunden hatte; und auch den „Gammlern und Reklameleuten, Fotografen, Hi-Fi-Experten und Horrorkommunen“, bei denen er mehr Sinn für die „Umweltgestaltungskraft der Technologie“ entdecken konnte als bei Architekten, wollte er dort einen Platz zusichern.23 An welche Leistungen der Kommune 1, dem Berliner Stützpunkt der Subversiven Aktion, er dabei dachte, sagte er nicht. Vielleicht war es das Puddingattentat auf den US-amerikanischen Vizepräsidenten, mit dem die „Horrorkommune“ 1967 zur Mediensensation wurde, oder überhaupt die Kunst des Happenings, vielleicht der Einsatz von LSD. Jedenfalls hegte er Zweifel am Sinn von Architektur, wenn andere Technologien deren Zwecke besser erfüllen konnten. So war das Heim der Zukunft, das er 1965 mit dem Architekten und Designer François Dallegret skizziert hatte, nichts anderes als eine Versorgungsstation für TV und Radio, die nur noch mit einer Haut vor Wind und Wetter geschützt werden musste (Abb. 1).24 Diese Environment-Bubble zählt zu den ersten ihrer Art, die sich ab 1967 rasch vermehren sollte. Sie war Teil des expandierenden Feldes avantgardistischer Architekturprojekte, die der Theorie zu denken gaben oder selbst Theorie produzierten. Seit Ende der 1950er Jahre überflügelten sie mit ihren Bildern einer flexiblen und individualisierten Gesellschaft, in der Netze, Kapseln und Blasen das Individuum mobilisierten, die Vorstellungen der Soziologinnen und Zukunftsforscher. Auf dem Berliner Kongress war dieses theorieaffine Feld durch Banham vertreten ebenso wie durch Günther Feuerstein, den Lehrer der Wiener Avantgarde, die sich gerade in dessen Seminar an der TU Wien versammelte. Und auch Feuerstein misstraute, so wie Blake, Banham oder Burckhardt, einer leer geräumten und glatten „autonomen Architektur“ und interessierte sich stattdessen für Zeichen und temporäre Festarchitekturen wie „Fahnen, Transparente, Dekorationen“ oder auch für Drogen, die neue Maßstäbe für die „Intensität des [...] Environments“ schafften.25

Abb. 1


Wie die Umwelt auf ihre Nutzerinnen und Nutzer wirkt, das war 1967 von Interesse. Für den Schweizer Kunsthistoriker André Corboz hatte eine zeitgemäße „Theorie der Architektur“ eine „Theorie der Umgebung“ und damit ihres „Wirkungshorizonts“ zu sein.26 Ob auch er dabei an Drogen dachte, sei dahingestellt. Marshall McLuhan jedenfalls, auf den er verwies, tat es; und ebenso Hans Hollein, der zwar nicht beim Berliner Kongress anwesend war, aber im denkwürdigen Jahr 1967 einen wichtigen Beitrag zur Architekturtheorie leistete. In seinem Manifest Alles ist Architektur definierte er Architektur in Anlehnung an McLuhan als „Umweltbestimmung“ oder auch als „Konditionierung eines psychologischen Zustandes“. Pillen zählten damit für ihn ebenso zur Architektur wie Brillen, Helme und pneumatische Hüllen, die die menschliche Wahrnehmung und Empfindung verändern (Abb. 2).27 Die jungen österreichischen Architektengruppen aus dem Umfeld von Feuersteins Seminar, die in diesem Jahr begannen, Minimalumgebungen in allen Varianten zu entwerfen, sahen das nicht anders. Multimedial ausgestattete Helme und interaktive Kleidungsstücke waren für sie ebenso Architektur wie aufblasbare mobile Plastikbehausungen.28 International war auf dem Feld der Experimentalarchitektur ein Trend hin zu einer Architektur festzustellen, die den „Nutzer“ affizieren wollte, sich ihm dabei aber auch dienstbar machte – und die daher bis zum Taschenformat verkleinerte wurde, sodass sie sich einfach in die Tasche stecken ließ.29 Auch die „Theorie der Architektur“, für die Corboz warb und die eine „offene Theorie“ sein wollte, öffnete die Architektur für die Subjekte, die sie benutzen. Sie interessierte sich für die Wirkung der Architektur ebenso wie für die Antworten darauf. Auffällig oft fiel auf dem Berliner Kongress das Wort „Spiel“.30 Wenn in den 1960er und 70er Jahren über das Verhältnis von „Umwelt“ und ihren „Nutzern“ nachgedacht wurde, ganz egal, ob dies Architekten, Soziologen oder Pädagoginnen waren, ging es darum, Spielraum für die Subjekte zu schaffen, sie zu emanzipieren und zu selbstständigem Handeln anzuregen.31

Abb. 2



III. Planungstheorie und die Entdeckung des „Nutzers“

Sicher waren nicht alle Kongressbeiträge so verspielt. Ernsthaft ging es etwa bei den Vorträgen von Jörn Janssen und Jürgen Joedicke zu, die auf Wissenschaftlichkeit setzten. Dabei versprachen auch sie eine Ausweitung der Architekturtheorie. So wollte Janssen die herkömmliche Architekturgeschichte und -theorie, die sich in seinen Augen weder für Bau- noch für Nutzungsprozesse interessierte, durch einen Zirkel von „Forschung, Produktion und Nutzung“ ersetzen, der „optimale Voraussetzungen“ für die „gewünschte Nutzung“ schaffen sollte.32 Und Joedicke, der sich noch bis vor Kurzem mit der Geschichte der modernen Architektur beschäftigt hatte und dies auch bald wieder tun sollte, plädierte zwischen 1967 und 1973 für „Planungsmethodik“. Der Gründer des Stuttgarter IGmA war ein Anhänger des Design Methods Movement, das sich für die Organisation von Planungsprozessen interessierte, ganz gleich, ob es dabei um Architektur, Stadtplanung, Industrial Design oder Computerentwicklung ging.33 Entsprechend unsinnlich ging es dabei zu: Kommunikation wurde hier gestaltet, nicht Objekte. „Systeme“ sollten ausgebildet werden, so Joedicke, die eine kontinuierliche Beforschung und Kritik der gebauten „Umwelt“ erlauben und diese Kritik in Gestaltung rücküberführen – Bauen und Planen als Prozess also, ja als Feedbackschleife.34 Nachdem sich diese Zyklen von Entwurf, Bau, Nutzung und Evaluation für verschiedene Aufgaben formulieren ließen, brauchte es ein umfassendes Label dafür: Enviromental Design.35 Dieser Begriff hatte, auch ohne Design Methods Movement, längst an den US-amerikanischen Hochschulen Einzug gehalten, wie etwa an der UC Berkeley, wo das College for Environmental Design Landschaftsgestaltung, Stadtplanung und Architektur umfasste.36 Als Horst Rittel ebendort die Planungsmethodik stark machte, erfuhr er aber eine besondere Prägung, die mit der Rezeption Rittels durch Joedicke nach Stuttgart transferiert wurde, wohin 1973 der Meister selbst folgen sollte. Die „Umwelt“ Rittels und Joedickes bezog sich auf verschiedenste Größenordnungen, die Wendung setzte aber letztlich voraus, dass ein von einer „Umwelt“ umgebener „Nutzer“ existierte, den man beforschen konnte, um beides möglichst gut aufeinander abzustimmen. Tatsächlich dauerte es allerdings, bis dabei der tatsächliche „Nutzer“ ins Spiel kam. In auffälliger Weise sprachen die Planungsmethodiker zunächst von „Nutzung“ und kaum je vom „Nutzer“. Erst langsam entdeckten sie diesen als lebendiges Wesen, das befragt und in die Planung involviert werden konnte. Ein wichtiges Datum dafür war die Konferenz „Design Methods in Architecture“, die kurz vor der Berliner Konferenz im englischen Portsmouth tagte und die Nutzer und Nutzerinnen als eigensinnige und aktive Wesen entdeckte.37 Sie ist ein weiterer Beleg dafür, dass 1967 ein Schlüsseljahr der Architekturtheorie war wie dafür, dass Architektur von der jungen Generation neu und vor allem weit gedacht wurde.

Auch auf Ungers’ Konferenz in diesem Jahr zeichnete sich dieser Umschwung ab. Im Sinne des Veranstalters war das aber sicher nicht. Zwar leitete Ungers den Theoriebedarf aus der gesellschaftlichen Umbruchsituation ab – eben deshalb fragte er sich aber, ob „gesellschaftliche Erscheinungen, technische Gegebenheiten, historische Erfahrungen“ oder nicht doch „immanente formgesetzliche Gesichtspunkte“ die Bezugsebene einer künftigen theoretischen Grundlegung der Architektur bilden sollten.38 Zwei Jahre später, als er die Einladung Colin Rowes an die Cornell University annahm, hatte er die Frage wohl für sich entschieden. Wahrscheinliche Motive seines Weggangs waren seine Misserfolge im Großwohnungsbau, unter anderem im Märkischen Viertel in Berlin, wo der Bauträger seinen Entwurf verunstaltete, aber auch die Konferenz für „Architekturtheorie“, die von den Studierenden empfindlich gestört wurde – und dies obwohl Ungers den Protest gegen den Schah-Besuch wie gegen die Informationspolitik der Springerpresse nach dem Tod Benno Ohnesorgs unterstützt hatte. Ungers’ Lehrstuhl, wo Flugblätter gedruckt werden konnten, bildete 1967 das Zentrum der Studentenproteste an der TU Berlin. Diese richteten sich dann allerdings auch gegen die Architekturtheorie älterer Prägung.39 „Alle Häuser sind schön, hört auf zu bauen“ – mit diesem Transparent störte eine Gruppe von Studierenden den Vortrag von Sigfried Giedion, der „das Heute“ vom antiken Rom her deutete.40 Und auch der Vortrag von Kenneth Frampton muss ihnen missfallen haben, hob dieser doch auf den Gegensatz von „Architektur“ und „Gebäuden“ ab, wobei er die „Architektur“ dem „Prozeß“ entziehen und davor bewahren wollte, dass sie im Trend der Zeit „verkonsumiert“ und das heißt wohl, von Benutzern verunstaltet wird.41 Die junge Generation wollte keine Verknappung des Architekturbegriffs, sondern vielmehr seine Erweiterung. Sie interessierte sich für Planungsprozesse, Boden- und Mietpreise sowie dafür, wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Großwohnsiedlungen mit ihrer neuen Umwelt zurechtkamen. Giedion, Frampton und Rowe, der ebenfalls auf der Konferenz sprach, beschäftigten sich demgegenüber mit dem Geist der Moderne, der in die Jahre gekommen war, den sie allerdings in einer Weise deuteten, die durchaus neu war. Denn sie alle überhöhten diesen Geist, kehrten idealistische Züge heraus und beharrten auf einem „Mythos“, der sich in den scheinbar funktionalen Architekturen und vor allem bei Le Corbusier manifestierte und also modernes Zeitgefühl symbolisch verkörperte. Nicht das Rationale stand in ihrem Fokus, sondern das Irrationale – die „Vorstellungen“, „Mythen“ und „Empfindungen“, wie Rowe sagte.42 Aber diese Vorstellungen und Empfindungen waren die von Architekten. Die Vorstellungen und Empfindungen der „Nutzer“ oder, wie man damals auch gerne sagte, der „Betroffenen“, waren damit nicht gemeint. Und die waren auch ganz andere.

1967 äußerte sich ihr Unbehagen noch still. Der Architekturhistoriker Julius Posener, der in seinem Kongressbeitrag auf das Märkische Viertel und die Gropiusstadt in Berlin zu sprechen kam, sprach von einem lautlosen, noch zu deutenden „Widerstand dieser Nutzer“: „Die Leute wandern da rum“, meinte er, „offenen Mundes und bewildert, doch guten Willens, tolerant, bemüht, sich da hineinzufinden.“43 Diese Toleranz fand im Märkischen Viertel in den nächsten Jahren ein Ende, und Angehörige der TU Berlin waren darin involviert. Die protestierende Studentenschaft wie der Mittelbau erfanden 1968 nicht nur neue Lehr- und Lernformen, sondern sie traten mit ihrer Kritik auch in die Öffentlichkeit, etwa mit der Ausstellung Diagnose, die den geförderten Wohnungsbau an den Pranger stellte.44 Marxistische Theorie stand dabei hoch im Kurs – vor allem bei den „Planern“, die sich von den Architektinnen und Architekten abzuspalten begannen und in den folgenden Jahren einen eigenen Fachbereich für Gesellschafts- und Planungswissenschaften bekommen sollten. Der sogenannte Planersaal an der TU Berlin war jener Ort, an dem verschiedenste linke Gruppen und Parteien ihren Auftritt hatten (oder dort gegründet wurden) und an dem die Politisierung des Entwerfens vorangetrieben wurde.45 Diese Politisierung führte auch zur Gründung von Basisgruppen, die den universitären Raum verließen, um in der „Stadtteilarbeit“ im Märkischen Viertel oder in Berlin-Kreuzberg Analyse und Intervention zu verbinden. Eine Architekturdiplomarbeit dieser Zeit, die sich mit der Kinderbetreuung im Märkischen Viertel beschäftigte, hatte dann nicht nur die Organisation von Kinderläden zum Ergebnis, sondern ebenso die Aufforderung zum Mietstreik und Bildungsprogramme für die Frauen – schließlich waren die teuren Mieten wie die Randlage, die Zusatzkosten erzeugte, dafür verantwortlich, dass nun auch die Ehefrauen der Arbeiter in schlecht bezahlte Jobs gedrängt wurden.46 Im und am MV, wie das Märkische Viertel genannt wurde, wurde über ökonomische Zusammenhänge nachgedacht – zugleich ging es darum, die Stimmen der „Betroffenen“ zu hören. Angehörige der TU wie der Pädagogischen Hochschule gingen ins MV, Filmemacherinnen und Sozialarbeiter, die an der subjektiven Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner interessiert waren; ja, sogar Ulrike Meinhof und Horst Mahler agitierten dort, kurz bevor sie in den Untergrund verschwanden.47 Die Stimmung war 1970 jedenfalls aufgeheizt (Abb. 3). Ein massiver Polizeieinsatz beendete in diesem Jahr die Besetzung einer leerstehenden Fabrik, aus der die Bewohnerschaft des Märkischen Viertels, das noch kaum über soziale Infrastrukturen verfügte, ein Kinder- und Jugendzentrum machen wollte.48 Auf die Studentenproteste folgte also eine Nutzerrevolte, und beide arbeiteten an einer neuen Umwelt.

Abb. 3



IV. „Umwelt“ als gemeinsamer Nenner

Üblicherweise wird die politisierte Sicht auf Architektur, wie sie sich in der Stadtteilarbeit und der dazu gehörigen Theorie äußerte, in strengem Kontrast sowohl zur kybernetischen Planungsmethodik wie den poppigen Experimenten der Architekturavantgarde gesehen. Doch bei aller Verschiedenheit ist diesen Zugängen gemeinsam, dass sie den Blick auf Architektur weiteten und den gebauten Raum als eine Umwelt begriffen, in deren Zentrum der „Nutzer“ und seine Wahrnehmung stehen. In den Jahren nach 1967 waren diese Felder – bei allem Streit zwischen den Parteien – auch noch nicht streng voneinander abgegrenzt. Heidede Becker etwa, die im Märkischen Viertel Stadtteilarbeit leistete und in ihrer im Kollektiv entwickelten Architekturdiplomarbeit an der TU Berlin lieber ein politisches Programm formulierte als einen Kindergarten zu entwerfen,49 publizierte 1973 ein Buch zur Wahrnehmung in der städtischen Umwelt, in dem sie gemeinsam mit dem Soziologen Karl-Dieter Keim einen kritischen Überblick über Theorien zur Wahrnehmung und Aneignung des gebauten Raumes sowie Methoden zur Erfassung subjektiver Stadtbilder gab. „Die objektiv vorhandene Umwelt gewinnt ihren praktischen Sinn erst, wenn und insoweit sie vom Subjekt erfaßt wird“, schrieben die beiden darin, wobei sie dieses Subjekt in konkreten sozialen Bezügen verorteten, um die Grenzen seiner Wahrnehmung aufzuzeigen und es mit dieser Offenlegung zugleich handlungsfähig zu machen.50

1968, als Peter Eisenman versuchte, das New Yorker IAUS, das als Geburtsstätte der US-amerikanischen Architekturtheorie wie des US-amerikanischen Formalismus gilt, finanziell auf die Beine zu stellen, dachte auch er an Stadtteilarbeit. Gemeinsam mit der Urban League, einer Organisation der Bürgerrechtsbewegung, arbeitete er den Harlem Plan aus, ein Erziehungsprogramm, das jungen Schwarzen ihre Umgebung näherbringen wollte und Umwelterziehung als Mittel ihrer Emanzipierung verstand.51 Auch hier allerdings vertraute Eisenman bereits der architektonischen Form – nicht zufällig war das Emblem des IAUS dem Vitruvianismus der Renaissance verpflichtet. Die Methodenvielfalt der „Conference of Architects for the Study of the Environment“, der er angehörte, erschien ihm als Richtungslosigkeit, und diesen Zustand sollte das IAUS beseitigen.52 Eisenman entwickelte dort in den folgenden Jahren eine Architekturtheorie, die auf immanente Formgesetze abhob und „Umwelt“ als Syntax formaler Beziehungen interpretierte.53 Wie die Architekturhistorikerin Lucia Allais herausgestellt hat, verdankte sich diese diskursive Schließung nicht zuletzt der Konkurrenz um Fördermittel: In der Vielfalt der Zugänge grenzte Eisenman eine Architekturtheorie ab, die die Architektur wie sich selbst autonomisierte.54 Im deutschsprachigen Raum sollte die Zeitschrift ARCH+, die ab 1977 für die Rezeption Aldo Rossis wie Peter Eisenmans sorgte, zum Träger dieser Autonomisierung werden.

Doch für eine kurze Zeit, als die Architekturtheorie anhob, eine akademische Disziplin zu werden, waren ihre Grenzen noch durchlässig. Architekturtheorie stand im Schnittpunkt verschiedenster Wissenschaften und war auf dem besten Weg zu einer breit angelegten Architekturwissenschaft. Und wie das Label „Theorie“, das in dieser politisch bewegten Zeit entstand, schloss auch der Begriff „Architekturtheorie“ ganz selbstverständlich „Kritik“ mit ein. Das gilt es zu bedenken, wenn heute „Theorie“ wie „Architekturtheorie“ zu Grabe getragen werden.55


Christa Kamleithner ist Architekturhistorikerin und Kulturwissenschaftlerin. Derzeit lehrt sie als Postdoktorandin am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich.

1

Ben Mercer: „The Paperback Revolution. Masscirculation Books and the Cultural Origins of 1968 in Western Europe“, in: Journal of the History of Ideas 4/2011 (Bd. 72), S. 613–636.

2

Die heutige Denomination lautet „Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen“. Die Streichung des bestimmten Artikels wurde 1993 vom damaligen Institutsleiters Werner Durth nach seiner Berufung als Institutsleiter veranlasst. Zum Zusatz „und Entwerfen“ vgl. den Aufsatz „Zur Gründungsgeschichte des IGmA, Universität Stuttgart 1967/68. Von der ‚Theorie und Geschichte‘ der modernen Architektur zu deren ‚Grundlagen‘“ von Christian Vöhringer auf dieser Website.

3

O. M. Ungers (Hg.): Architekturtheorie. Internationaler Kongress in der TU Berlin, 11. bis 15. Dezember 1967. Berlin: TU Berlin, 1967.

4

K. Michael Hays (Hg.): Architecture Theory since 1968. Cambridge Mass., London: MIT Press, 1998.

5

Terry Eagleton: After Theory. New York: Allen Lane, 2003; Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990. München: Beck, 2015.

6

Der volle Untertitel lautete Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie.

7

Gerhard Curdes: HFG – IUP – ZPI 1969–1972. Gestaltung oder Planung? Zum Paradigmenstreit der 1960er und 70er Jahre am Beispiel der Hochschule für Gestaltung Ulm, des Instituts für Umweltplanung Ulm und des Planungsinstituts der Universität Stuttgart. Lemgo: Verlag Dorothea Rohn, 2015.

8

Tony Côme: L'Institut de l'environnement: une école décloisonnée. Urbanisme, architecture, design, communication. Paris: édition B42, 2017.

9

Stanford O. Anderson: „CASE and MIT Engagement“, in: Arindam Dutta (Hg.): A Second Modernism: MIT, Architecture, and the ‘Techno-Social’ Moment. Cambridge Mass.: MIT Press, 2013, S. 578–651.

10

Avigail Sachs: Environmental Design. Architecture, Politics, and Science in Postwar America. Charlottesville. London: University of Virginia Press, 2018, S. 161.

11

Vgl. Lucia Allais: „The Real and the Theoretical. 1968“, in: Perspecta 2010 (Bd. 42), S. 27–41; John Harwood: „How Useful? The Stakes of Architectural History, Theory, and Criticism at MIT, 1945–1976“, in: Dutta 2013 a. a. O., S. 106–143; Sachs 2018 a. a. O.

12

O. M. Ungers: „Einleitung“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 5.

13

Marcus Whiffen (Hg.): The History, Theory and Criticism of Architecture. Papers from the 1964 AIA-ACSA Teacher Seminar. Cambridge Mass.: MIT Press, 1965. Vgl. dazu Harwood 2013, a. a. O.

14

Vgl. Serge Chermayeff: „Random Thoughts on the Architectural Condition“, in: Whiffen 1965, a. a. O., S. 23–36; Jörn Janssen: „Verhältnis von Theorie und Praxis in der Bauplanung“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 153–161.

15

Vgl. Stanford O. Anderson: „Architecture and Tradition that isn’t ‘Trad, Dad’“, in: Whiffen 1965 a.a.O., S. 71–89; Eduard F. Sekler: „Zur Funktion der Architekturtheorie und Architekturkritik“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 189–197.

16

Vgl. Anm. 1.

17

Peter Lammert: „Internationales Symposion Architekturtheorie“, in: ARCH+ 1/1968 (Bd. 1), S. 72–73.

18

Vgl. Nina Gribat, Philipp Misselwitz, Matthias Görlich (Hg.): Vergessene Schulen. Reform und Revolte um 1968. Leipzig: Spector Books, 2017; Mary McLeod: „1968–1990. The End of Innocence: From Political Activism to Postmodernism“, in: Joan Ockman (Hg.): Architecture School. Three Centuries of Educating Architects in North America. Cambridge Mass., London: MIT Press, 2012, S. 160–201.

19

Peter Blake: „Architektur und Gesellschaft“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 23–31, hier S. 26f.

20

Vgl. Peter Blake: No Place like Utopia. Modern Architecture and the Company We Kept. New York: Norton, 1993, S. 292f.

21

Vgl. Ulrike Kändler: Entdeckung des Urbanen. Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960. Bielefeld: transcript, 2016, S. 330–340.

22

Lucius Burckhardt: „Bauen – ein Prozess“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 35–61, hier S. 49f., 61.

23

Reyner Banham: „Edison: Der vergessene Pionier“, in: Ungers 1967, a. a. O, S. 15–21, hier S. 20, 15.

24

Reyner Banham: „A Home is Not a House“, in: Art in America 2/1965 (Bd. 53), S. 70–79.

25

Vgl. Günther Feuerstein: „Der Umraum als Prozeß. Zeit, Geschehnis und Veränderung als Konstituenten einer metamorphen und dramaturgischen Architektur“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 77–99, hier S. 81–83.

Abb. 1

François Dallegret: The Environment Bubble (1965).

26

André Corboz: „Für eine offene Theorie der Architektur“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 69–76, hier S. 73f.

27

Publiziert in Bau 1–2/1968 (Bd. 23), der eben diesem Thema Alles ist Architektur gewidmet war.

28

Vgl. Architekturzentrum Wien (Hg.): The Austrian Phenomenon. Architektur Avantgarde Österreich 1956–1973. Basel: Birkhäuser, 2009.

29

Vgl. Marc Dessauce (Hg.): The Inflatable Moment. Pneumatics and Protest in ’68. New York: Prinecton Architectural Press, 1999.

30

Vgl. Ulrich Conrads: „Einige Anmerkungen zur Begründung einer sozialen Ästhetik“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 63–68; Otto Graf: „Die notwendigen Erweiterungen der Architekturkritik durch Geistesgeschichte, Tiefenpsychologie und eine historische Anthropologie“, in: ebd., S. 119–129; Feuerstein 1967, a. a. O.

31

Vgl. z.B. Avigail Sachs: „Architects, Users, and the Social Sciences in Postwar America“, in: Kenny Cupers (Hg.): Use Matters. An Alternative History of Architecture. London, New York: Routledge, 2013. S. 69–84. In der BRD wäre etwa an den Soziologen Alexander Mitscherlich und seine Schriften zum Städtebau zu denken, die Spielräume für das Individuum einforderten.

Abb. 2

Hans Hollein: Alles ist Architektur (1967).

32

Janssen 1967, a. a. O., S. 155.

33

Jesko Fezer: „Jürgen Joedickes Planungsmethodik: Die Funktionalisierung der Architekturtheorie“, in: Gribat, Misselwitz, Görlich 2017, a. a. O., S. 261–291.

34

Jürgen Joedicke: „Funktionen der Architekturtheorie“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 163–167, hier S. 166.

35

Jesko Fezer: „A Non-Sentimental Argument. Die Krisen des Design Methods Movement 1962–1972“, in: Daniel Gethmann, Susanne Hauser (Hg.): Kulturtechnik Entwerfen. Praktiken, Konzepte und Medien in Architektur und Design Science. Bielefeld: transcript, 2009, S. 287–304, hier S. 293.

36

Sachs 2018, a. a. O., S. 69.

37

Fezer 2009, a. a. O., S. 293–297.

38

Ungers 1967, a. a. O.

39

Hartmut Frank: „Crisis or Sea Change? Architecture Debates in West Berlin around 1967/68“, in: Thomas Köhler, Ursula Müller (Hg.): Radically Modern. Urban Planning and Architecture in 1960s Berlin (Ausstellungskatalog). Tübingen, Berlin: Wasmuth, 2015, S. 170–177, hier S. 171f.

40

Dies berichtet Lucius Burckhardt in: „Die Zeichen der Zeit“ (Original 1973), in: ders.: Wer plant die Planung? Architektur, Politik und Mensch (hg. v. Jesko Fezer und Martin Schmitz). Berlin: Martin Schmitz Verlag, 2004, S. 162–166, hier S. 162.

41

Kenneth Frampton: „Das Problem des Idealismus und des Utilitarismus in der Architektur des 20. Jahrhunderts“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 101–112, hier S. 112.

42

Colin Rowe: „Krise im Kulturschrank“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 178–188, hier S. 188.

43

Julius Posener: „Apparat und Gegenstand“, in: Ungers 1967, a. a. O., S. 169–177, hier S. 169.

44

Vgl. die Zeitzeugenberichte in Gribat, Misselwitz, Görlich 2017, a. a. O., S. 111f.

45

Gribat, Misselwitz, Görlich 2017, a. a. O., S. 208–210.

46

Heidede Becker, Ellinor Euler, Viktoria Waltz: Sanierung des Märkischen Viertels. Ein Beitrag zur Strategie der Stadtteilarbeit (Diplomarbeit). Technische Universität Berlin 1969, S. 16.

47

o. A.: „Jetzt reden wir“: Betroffene des Märkischen Viertels: Wohnste sozial, haste die Qual. Mühsamer Weg zur Solidarisierung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1975, S. 9, 13, 22, 38.

48

Ebd., S. 86, 82.

Abb. 3

Protest im Märkischen Viertel (1970; Fotograf unbekannt).

49

Becker, Euler, Waltz 1969, a. a. O.

50

Heidede Becker, K. Dieter Keim: Wahrnehmung in der städtischen Umwelt – möglicher Impuls für kollektives Handeln (2. Aufl.), Berlin: Kiepert, 1973, S. 5.

51

Allais 2010, a. a. O., S. 27–29.

52

Anderson 2013 a. a. O., S. 648.

53

Reinhold Martin: „Environment, c. 1973“, in: Grey Room 14/2004 (Bd. 5), S. 78–101, hier S. 85.

54

Allais 2010, a. a. O., S. 35–38.

55

Die Arbeit am vorliegenden Text wurde durch die Bauhaus-Universität Weimar mit einem Postdoc-Stipendium im Rahmen des „Thüringer Programms zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchskünstlerinnen“ gefördert.