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Analyse

Aneignung versus Planung. „Strategien für Kreuzberg“ und der Streit um die Ausrichtung der ARCH+, 1975–77

CHRISTA KAMLEITHNER

Kapitel

Abstract

Verweise

Index

I. „Aneignung von Raum“

II. Kampf um Kreuzberg

III. Kann Konsum revolutionär sein?

IV. Auf dem Weg zur Architekturtheorie

In ihrem Essay betrachtet Christa Kamleithner die Auseinandersetzungen innerhalb der ARCH+-Redaktion Mitte der 1970er Jahre als Teil eines größeren Konflikts innerhalb einer zunehmend ausdifferenzierten Linken. Sie erkennt in den damaligen Diskussionen um Architektur und Planung den Ursprung einer disziplinären Spaltung, die das Baugeschehen und den Architekturdiskurs bis heute prägt.

Der Text wurde für das Forschungsprojekt "Innovationsgeschichte im Spiegel der Zeitschrift ARCH+" verfasst und erschien erstmals auf dieser Website im Juli 2021.
Zitationsvorschlag: Kamleithner, Christa: "Aneignung versus Planung. 'Strategien für Kreuzberg' und der Streit um die Ausrichtung der ARCH+, 1975–77", in: Dokumente der Architektur, 2021 (https://beta.dokumentederarchitektur.de/analysis/Aneignung-versus-Planung-Strategien-fr-Kreuzberg-und-der-Streit-um-die-Ausrichtung-der-ARCH-197577)


Redaktion:
Leo Herrmann, Sandra Oehy

© IGmA/BBSR

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Thema:

ARCH+

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Aneignung versus Planung. „Strategien für Kreuzberg“ und der Streit um die Ausrichtung der ARCH+, 1975–77

Christa Kamleithner

1977 entzweite sich die ARCH+-Redaktion. Anlass dafür, dass der schon länger anhaltende Streit um die Ausrichtung der Zeitschrift eskalierte, war das dem Wettbewerb „Strategien für Kreuzberg“ gewidmete Heft 34. Auch im Westberliner Stadtteil selbst sorgte der Wettbewerb für Aufruhr: Die „behutsame Stadterneuerung“, als deren Beginn der Wettbewerb gilt, musste erst erkämpft werden, und den Auftakt dazu machte die Besetzung der Feuerwache in der Reichenberger Straße, die noch lief, als das Heft im Juni erschien. Von „Aneignung“ ist darin die Rede, ebenso von „Nachbarschaft und Widerstand“. Ein Vortrag Henri Lefebvres zur „Produktion des Raums“ wurde dafür übersetzt, zugleich wurde Rossis Die Architektur der Stadt vorgestellt, mit kritischen Worten gleich zu Beginn. Das Heft, das sich mit den stadtpolitischen Kämpfen der Zeit auseinandersetzt, spricht auch heutige Leser*innen unmittelbar an. Was nur konnte an dem Heft so kontrovers sein, dass Klaus Brake, Helga Fassbinder und Renate Petzinger deshalb aus der Redaktion austraten?

Fassbinder beklagt im Rückblick, dass nun „die formale Seite der Architektur“ in den Vordergrund trat.2 Für Dieter Hoffmann-Axthelm wiederum, der in Heft 34 erstmals schrieb, ging endlich die Ära eines „stumpfen […] Ableitungsmarxismus“ zu Ende.3 Beides sind nachträgliche Zuspitzungen. Was die Austrittserklärung 1977 monierte, war, dass sich die ARCH+-Redaktion dem kleineren Maßstab zugewandt hatte und sich mit der „Revolution […] im Privaten, in der Gegenöffentlichkeit oder […] der Freizeit“ begnügte.4 Damit war der Streit bei ARCH+ ein Ausläufer jenes Konflikts, der die 1968er-Bewegung – mit der ARCH+ entstanden war – von Beginn an durchzogen hatte: Sollte in Betrieben und Gewerkschaften agitiert und die proletarische Revolution vorangetrieben werden? Oder galt es nicht vielmehr, im Hier und Jetzt alternative Lebensformen zu erproben? 1977 schlug das Pendel in Richtung des Letzteren aus. Mit dem Deutschen Herbst wichen die revolutionären Hoffnungen, zugleich vermehrten und vernetzten sich die alternativen Wohn- und Arbeitsprojekte.5 Im Januar 1978 hatte die Alternativkultur dann beim TUNIX-Kongress, der Tausende an die TU Berlin zog, ihren großen Auftritt. Ihr ging es, wie es damals hieß, um „Politik in erster Person“, also um Politik „im Medium subjektiver Erfahrung und konkreter Alltagspraxis“.6

Das war auch bei ARCH+ zunehmend der Fall. War ARCH+ bis 1975 ein an „Planungspraxis und Planungstheorie“ interessiertes Studienheft, das Stadt- und Regionalentwicklung, Bauindustrie wie Bodenmärkte, also die großen Fragen der politischen Ökonomie in den Blick nahm,7 rückten dann Wahrnehmungspsychologie, Stadtsoziologie und Architekturästhetik in den Fokus. Die Zeitschrift begann, um das als Schnittstelle zwischen „Architekten und Nutzern“ verstandene „Medium Architektur“8 zu kreisen – in einer durchaus politisierten Weise, aber so, dass sich auch das kleine Architekturbüro als politische Kraft verstehen konnte. Während „Stadtteilarbeit“ um 1970 hieß, die von Kahlschlagsanierungen „Betroffenen“ über Kapitalinteressen und Stadtpolitik aufzuklären und sich in die Politik einzumischen, ging es nun um kleinteilige Umbauarbeit im Quartier. Damit – und darum soll es im Folgenden gehen – trennte sich die Architekturtheorie von der Planungstheorie, mit der sie in den Jahren nach 1968 eng verflochten gewesen war.


I. „Aneignung von Raum“

#Aneignung

Der schillernde Begriff „Aneignung“ spielte dabei eine wichtige Rolle. Ab 1975 wurde er programmatisch eingesetzt und in Heft 34 war die „Aneignung von Raum“ dann zentrales Thema. Wie mehrdeutig der Begriff ist, wurde gleich im ersten Beitrag, einem Vortrag des französischen Soziologen Paul-Henry Chombart de Lauwe, thematisiert, schließlich kann „Aneignung“ physische wie psychische Besitzergreifung meinen. Beides hängt in den Augen Chombart de Lauwes auch eng zusammen: Vertrautheit mit einem Gebiet entstehe vor allem dann, wenn man sich in ihm frei bewegen und selbstbestimmt handeln könne – das aber verhinderten die immer größeren Strukturen und die mit ihnen verbundenen Prozesse der „Enteignung“. Dazu zählte der Soziologe die zahllosen Regelungen, mit denen Unternehmen ihre Angestellten gängelten, oder die Hausordnungen, mit denen Wohnungsgesellschaften ihren Mieter*innen klar machten, dass „der Raum, in welchem sie sich bewegen, keineswegs ihnen gehört.“ Nur in diesem Zusammenhang, der Nutzung von Gebäuden und Infrastrukturen, die man nicht selbst besitzt, wird „Aneignung“ zum akuten Problem: Die Eigentümer*innen einer Immobilie können über sie verfügen wie sie wollen, während jemand, der fremdes Eigentum nutzt und dabei durch strenge Regeln begrenzt wird, einige Energie aufwenden muss, um sich dieses wenigstens psychisch anzueignen.9

Auf dem Schauplatz des Vortrags, der Internationalen Konferenz zur Architekturpsychologie 1976 in Straßburg, war diese Einsicht die Ausnahme. Folgt man der Rezension bei ARCH+, kam die phänomenologische Architekturpsychologie ohne solche Überlegungen aus, und die Vertreter*innen einer materialistisch grundierten Sozialpsychologie gingen Konflikten aus dem Weg.10 Zu ihnen zählten, neben Chombart de Lauwe, Nicole und Antoine Haumont sowie Henri Raymond vom Institut de sociologie urbaine, das Anfang der 1960er Jahre von Henri Lefebvre initiiert worden war. Sie interessierten sich für die „Aneignung von Raum“, seit sie in ihrer Studie L’Habitat pavillonaire (1966) untersucht hatten, wie die in Frankreich meist von Großanbietern hergestellten Einfamilienhäuser von ihren Bewohner*innen eingerichtet und umgebaut werden. Auch Lefebvre war davon nachhaltig beeindruckt.11 Bei ihm allerdings war der „Nutzer“ eine politisch wirkmächtige Figur, ja, in seinem in Heft 34 abgedruckten Vortrag war von einer weltweiten „Bewegung der Nutzer“ die Rede, die begonnen hätte, „zivilen Ungehorsam“ zu üben.12

Die Pavillonaire, die in ihrem Haus Hand anlegten, standen ihm dabei ebenso vor Augen wie die Bewohner*innen einer von ihm untersuchten Großwohnsiedlung, die gegen die Bevormundung durch die Treuhandgesellschaft der Siedlung demonstrierten. Lefebvres Raumtheorie war maßgeblich von empirischer Sozialforschung geprägt, wie Łukasz Stanek gezeigt hat. Seit den 1940er Jahren war Lefebvre in Sozialstudien involviert, und seit damals kannte er Chombart de Lauwe, der lange vor ihm den Begriff des „sozialen Raumes“ geprägt hatte.13 Allerdings war Lefebvres Raumvorstellung politisierter – ein Gegensatz, der auch die Beziehung zu seinen Kolleg*innen und ihre Studie L’Habitat pavillonaire betraf, die auf die traditionellen Wohnvorstellungen abhob, die hinter dem Umbau vieler Häuser standen.14 Demgegenüber ging es Lefebvre um ein grundlegendes Ausdrucksbedürfnis, das er durch die wachsende Technokratie bedroht sah. Als er 1968 ein „Recht auf Stadt“ einforderte, meinte er ein „Recht auf Freiheit“, schöpferisches „Werk“ und „Aneignung“, das zum Recht auf Wohnen hinzukommen müsse.15 Und als er 1974 sein Modell der Raumproduktion vorstellte, in dem sich bauliche Struktur, theoretische Konzepte, körperliche und imaginative Praxis überlagern, war darin der Widerstand der Nutzer*innen gegen die Raumexpert*innen eingeschrieben, die diese Freiheit beschränkten.16

Der unorthodoxe Marxist war, wie die Kulturwissenschaftlerin Gerburg Treusch-Dieter in der 34. ARCH+-Ausgabe feststellte, auf der Suche nach der „revolutionstheoretischen Konsequenz“, die aus den städtischen Bedingungen zu ziehen war. Er war überzeugt, dass der städtische Raum die Fabrik als Kampffeld ablösen würde, und das hieß auch, dass an die Stelle der Arbeiterklasse ein neues revolutionäres Subjekt treten würde. Ansätze dieser Kämpfe waren bereits zu beobachten: Treusch-Dieter konstatierte „Hausbesetzungen, Mieterstreiks, Demonstrationen gegen Fahrpreiserhöhungen, Initiativen für unabhängige Jugendzentren“.17 Im „Kampf um humane Lebensbedingungen“ entstand eine neue Allianz gegen „die Kaufhauskonzerne, die Banken und Versicherungen, die Energiemonopole“, die für die gerade stattfindende Transformation der Städte – Kahlschlagsanierungen, Stadtautobahnen und die Ersetzung alter Stadtquartiere durch Großkomplexe – letztlich verantwortlich waren, so sahen es auch Brake, Fassbinder und Petzinger, die – wie bereits erwähnt – mit Heft 34 aus ARCH+ austraten.18 Für sie wie die bleibenden Redakteur*innen bildeten diese Kämpfe das Bezugsfeld – uneinig waren sie sich jedoch im Umgang mit ihnen bzw. in der Frage, worum es bei diesen Kämpfen überhaupt ging.

Denn für den Theologen und Pädagogen Hoffmann-Axthelm, der nun bei ARCH+ einstieg, bedeutete „Aneignung“ nicht mehr als die emotional-ästhetische Bindung an bestehende Gebäude, die an entsprechender Geschichtskenntnis hing.19 Hier ging es um das richtige Lernen: „Aneignung“ war für den Pädagogen das Durchdringen von Lernstoff, ganz egal, ob es sich um Bücher oder historische Fassaden handelte.20 Das wiederum schien ihm eine durch und durch bürgerliche Angelegenheit, wie man seinem Heftbeitrag entnehmen kann, der Kritik und Affirmation des traditionell konservativen Kampfs gegen die „ästhetische Armut der Städte“ eigentümlich verschränkt. Die proletarische Bewohnerschaft Kreuzbergs hätte sich jedenfalls ihr Quartier nicht zu eigen gemacht. Stattdessen war sie den Versprechungen des Berliner Senats auf bessere Wohnungen an der Peripherie gefolgt und hatte türkischen Gastarbeiterfamilien Platz gemacht. Dagegen machte der Wettbewerb „Strategien für Kreuzberg“ mobil – der das Quartier als „Sammelbecken ausländischer Arbeiternehmer“ ansah, die „kaum eine eigene Identität mit ihrem neuen Wohnort entwickeln“ hätten können und „ungewollt zur Entfremdung der ortsansässigen deutschen Bevölkerung“ beitrügen.21 Wie aber hätte Bindung an ein Gebiet entstehen können, in dem 10.000 Wohnungen leer standen und die Häuser nicht mehr gewartet wurden, weil ihr Abriss bevorstand?22 Dass der Senat auf Erhaltung setzte, war neu. Bis vor kurzem riss er im großen Maßstab ab, und er griff auch weiterhin zur Abrissbirne. Eben deshalb besetzten Kreuzberger Bürger*innen im Mai 1977 die alte Feuerwache, aus der sie ein Stadtteilzentrum machen wollten.


II. Kampf um Kreuzberg

Ab 1963 waren in Westberlin Sanierungsgebiete festgelegt worden, in denen städtische wie private Wohnungsbaugesellschaften große Flächen aufkauften und entmieteten. 1980 befanden sich 96 Prozent der Häuser im Südosten Kreuzbergs im Besitz solcher Gesellschaften, die auf Abriss und Neubau spekulierten. Als „Zwischenlösung“ quartierten sie Familien türkischer Herkunft ein, nicht zuletzt, um die anderen zu vertreiben.23 Selbst nach dem Denkmalschutzjahr 1975, mit dem sich die städtebaulichen Leitbilder wandelten, war kaum Änderung in Sicht. Zwar wurden nun keine vielgeschossigen Mäanderbebauungen mehr errichtet, aber auch das neue Leitbild, das auf Erhalt der Blockstruktur setzte, ging von einer Entkernung der Blöcke aus und dachte nicht an den Erhalt der Bevölkerung. Nach wie vor gab es Verwahrlosung und Leerstand, ja, die US-Truppen probten den Häuserkampf in den ruinösen Gebäuden.24 Erst die 1979 anrollende Hausbesetzungswelle setzte dem ein Ende.25 Student*innen, Arbeiter*innen, Lehrlinge und Arbeitslose, die die günstigen Lebenshaltungskosten in Kreuzberg für alternative Wohn- und Arbeitsformen nutzten, eigneten sich die leeren Gründerzeithäuser an, und auch Migrant*innen zählten zu diesen „Instandbesetzern“, die die Häuser besetzten, um sie wieder bewohnbar zu machen.26

Der Wettbewerb „Strategien für Kreuzberg“ trug dazu wesentlich bei, auch wenn das nicht seine Absicht gewesen war. Er wollte das Quartier wiederbeleben, das mit dem Bau der Berliner Mauer ins Abseits geraten war, und „Miteinanderleben“ wie „Identifikation“ stärken.27 Lai*innen wie Expert*innen waren eingeladen, über Finanzierungs- und Sanierungsmodelle nachzudenken sowie Vorschläge zur Verbesserung des Straßenraums und sozialer Einrichtungen zu machen.28 Es ging um die „Aktivierung der Bewohner“,29 wobei allerdings in Frage steht, wer damit genau gemeint war. Denn aus „städtebaulicher Sicht“ sei eine „Entkernung der Blöcke“ im nördlichen Wettbewerbsgebiet unbedingt erforderlich, so der Ausschreibungstext,30 was aber hieß, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht aktiviert, sondern vertrieben werden sollte. Der evangelische Pastor Klaus Duntze, der den Wettbewerb mitinitiiert hatte, sah das durchaus anders. Von ARCH+ befragt, ob „Wiederbelebung“ die „Ausdünnung der Türken im Sinne einer kolonialistischen Integrationspolitik?“ meine, bekannte er sich zum Wohnwert des Quartiers, der für ihn auch an der türkischen Kultur lag.31 Bereits um 1970 hatte er sich für die Erhaltung des ehemaligen Krankenhauses Bethanien stark gemacht, und mit der Werkbundtagung 1975 im Bethanien sowie der Jahrestagung des BDA 1974 in der Marthakirche machte er die Architekturszene auf die Qualitäten Kreuzbergs aufmerksam.32 Wenn er für „Aneignung“ warb, meinte er jedoch wie Hoffmann-Axthelm die „Aneignung der Vergangenheit“.  Sein Einsatz für die Erhaltung des Kreuzberger „Milieus“ zielte auf atmosphärische Werte.33

Der Wettbewerb führte dennoch zu einer nachhaltigen Politisierung der Bewohnerschaft. Die Projektkommission bestand zu zwei Dritteln aus Bewohner*innen bzw. Vertreter*innen lokaler Vereine, und die offene Ausschreibung brachte eine Textflut hervor, die den Jurierungsprozess zu einer ausgedehnten basisdemokratischen Veranstaltung machte. Die Beiträge waren so umfangreich, dass sie zum Lesen mit nach Hause genommen werden durften, womit sich ein Lesekreis ausbildete, der zur Projektkommission bald in einem Spannungsverhältnis stand. Mit dem Konflikt um die Feuerwache ging dieser „Stammtisch“ dann in Konfrontation zu den Behörden und bildete als „Bürgerinitiative SO 36“ eine innere Opposition, die sich an den diffusen Versprechen der Politik rieb. Denn der Senat hatte zwar Beteiligung versprochen, doch die Mittel für den Quartiersumbau kamen aus dem Bund-Länder-Programm für Zukunftsinvestitionen und waren für Umbauvorhaben vorgesehen, die auf Entkernung zielten.34 Das aber stand den lokalen Interessen diametral entgegen, weshalb die Umsetzung der Wettbewerbsprojekte in der Luft hing. Die Bürgerinitiative SO 36 reagierte darauf 1979 mit Instandbesetzungen, die Schule machen sollten. An die 250 Häuser wurden in den folgenden Jahren in Berlin besetzt. Räumungen und Straßenschlachten mit der Polizei zählten zum Alltag, bis sich der Senat 1982 zur behutsamen Stadterneuerung bekannte und zahlreiche Besetzungen legalisierte.35

Davor hatte es in Berlin nur vereinzelt Besetzungen gegeben. Die erste fand im Märkischen Viertel statt, eine jener Großwohnsiedlungen, die die Sanierungsvertriebenen aufnehmen sollten. Da es dort an sozialen Einrichtungen fehlte, besetzten Bewohner*innen am 1. Mai 1970 in einem demonstrativen Akt eine leere Fabrikhalle. Erfolgreicher waren dann die Besetzungen 1971 am Kreuzberger Mariannenplatz: Jugendliche besetzten dort zwei Fabriketagen sowie das ehemalige Schwesternheim des Bethanien, in dem sie ein Jugendwohnkollektiv einrichteten. Alle drei Aktionen folgten auf Aufführungen des Hoffmann’s Comic Teater bzw. der daraus hervorgehenden Band Ton Steine Scherben und waren das Ergebnis von „Stadtteilarbeit“. In Kreuzberg stand die seit 1970 aktive Stadtteilgruppe dahinter, die zunächst die Mieter*innen mobilisieren wollte, sich dann aber auf Jugendarbeit konzentrierte und gezielt in Jugendvereinen agitierte.36 Und die Jugendlichen aus dem ehemaligen Schwesternheim – dem so genannten „Rauchhaus“37 – waren es wiederum, die die Besetzung der Feuerwache vorantrieben.

Hier gab es allerdings eine breite Allianz, die das alte Gebäude gegen den Senat verteidigte. Dieser wollte anstelle der Feuerwache eine Turnhalle bauen, während die Kreuzberger*innen ein selbstorganisiertes, multifunktionales Stadtteilzentrum aufbauen und die alte Feuerwache bewahren wollten. Über 3.000 Bürger*innen unterschrieben für ihren Erhalt, und der Bauhistoriker Julius Posener warb dafür in der Zeitung.38 Für knappe sechs Wochen gab es auch ein Stadtteilzentrum, in dem Hippies und Arbeitslose abhingen, entlassene Häftlinge Beratung bekamen, „Ausländer“ Übersetzungen machen lassen konnten und Anwohner*innen grillten.39 Unzählige Arbeitsgruppen wurden abgehalten und Gegenpläne angefertigt. Die Projektkommission des Wettbewerbs „Strategien für Kreuzberg“ legte Beschwerde ein.40 Mitte Juni 1977 wurde dennoch geräumt.


III. Kann Konsum revolutionär sein?

#Alternativbewegung

#Ideologiekritik

Wie revolutionär waren solche Initiativen und all die alternativen Projekte, die in Kreuzberg in den 1970er Jahren entstanden? Für Achtundsechziger, die der radikalen Systemkritik verpflichtet waren und sich auf „Betriebsarbeit“, also die Agitation in den Fabriken, konzentrierten, waren sie nicht mehr als kleinbürgerliche Fluchtversuche.41 Doch die Initiativen in den im Umbau befindlichen Städten übten Systemkritik: Wenn sie in den Nischen des Wohlfahrtsstaats neue Lebens- und Erfahrungsräume einrichteten und verteidigten, war das ein Angriff auf diesen Staat und sein „Versorgungsregime“.42 Während heute viele dem „Wohlfahrtsstaat“ nachtrauern, misstrauten die Hausbesetzer*innen Staat und Kommunen, weil sie „derselben Kapitalverwertungslogik folgten wie die Privatwirtschaft und ihre Planung an den Bedürfnissen von Banken und Industrie orientierten“, nicht an denen der Bewohner*innen.43 Dagegen, und nicht bloß gegen den Abriss alter Häuser, richtete sich der Kampf gegen die planmäßige Entmischung der Städte, mit der Stadtautobahnen und Großkomplexe an die Stelle alter Wohnquartiere traten. Die Proteste zeigten die Gewalttätigkeit, die hinter den Konsumversprechen des Wohlfahrtsstaats stand, und wehrten sich, so der Historiker Alexander Sedlmaier, gegen den „Verlust von Autonomie“ wie die „Zerstörung gewachsener Sozialstrukturen“. Ebenso machten sie deutlich, dass das Versprechen „auf ubiquitären Wohlstand“ keineswegs gehalten wurde.44

Eine solch umfassende Perspektive war es, die Brake, Fassbinder und Petzinger angewandt wissen wollten, wenn sich die ARCH+ künftig mehr mit Stadtteilinitiativen beschäftigen sollte. Dazu hatten Marc Fester, Sabine Kraft, Nikolaus Kuhnert u.a. 1975 in einem Editorial aufgerufen, das eine „Tendenzwende“46 einleiten und aus akademischen Studienheften eine Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen machen wollte.47 Sie kritisierten, dass sich die ARCH+ bisher nicht mit den sich rapide vermehrenden Bürgerinitiativen beschäftigt hatte und sich sämtliche Argumentationen auf einer abstrakten klassenkämpferischen Ebene bewegten.48 Die Gegenseite forderte daraufhin wiederum eine kritische Beschäftigung mit den Bürgerinitiativen, hinter denen ganz unterschiedlichen Interessen stehen konnten, wie auch eine Korrelation des Phänomens mit der systematischen Veränderung der Stadtstruktur, die gerade stattfand.49 Schließlich wurden überall auf der Welt Stadtregionen umstrukturiert: Schnellbahnsysteme erschlossen das Umland der Städte, wo Wohngebiete für White-Collar-Arbeitskräfte gebaut wurden, während die Altstädte in zentrale Konsumorte verwandelt wurden, die Kleinhandel und -gewerbe ruinierten und die ärmere Bevölkerung verdrängten.50

Selbst das durch die Mauer abgeschnittene Westberlin wurde in dieser Weise umgebaut. Damit hatte sich das von Fassbinder mitinitiierte Büro für Stadtsanierung und soziale Arbeit bereits um 1970 beschäftigt: Angehörige der FU wie der TU Berlin hatten am Oranienplatz in Kreuzberg ein Ladenbüro eingerichtet, Flugblätter verteilt und versucht, die Bewohner:innen über den Umbau des Quartiers aufzuklären.51 Der Band Sanierung – für wen? dokumentierte die Hintergründe: Nach dem Willen des Berliner Senats sollte das Gebiet am Kottbusser Tor Citycharakter erhalten, und an der Stadtautobahn, die im Rücken des Neuen Kreuzberger Zentrums das Gebiet durchqueren sollte, waren neue Gewerbegebiete vorgesehen. Die großmaßstäbliche Struktur nahm die Zerstörung des Kleingewerbes bewusst in Kauf und förderte die Kapitalkonzentration.52 Auch war es erklärtes Ziel, die „soziale Struktur der Bevölkerung der Sanierungsgebiete [...] zu verbessern“: Angestellte sollten fortan in Kreuzberg wohnen, während die proletarische Bevölkerung ins Märkische Viertel verbracht wurde.53 Um jeden Preis wollte der Senat die Wirtschaft ankurbeln: Die private Bauwirtschaft wurde gezielt gefördert und Häuser allein schon deshalb abgerissen, damit die Wirtschaft florierte.54 Zwar blieb der Anteil des sozialen Wohnungsbaus an der Wohnungsproduktion hoch, doch auch dort waren die Mieten keineswegs niedrig. Die Ende des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich eingeführte Mietpreisbindung, die sich in Berlin bis 1988 halten konnte,55 sorgte nur im Altbau für niedrige Mieten. In den Neubausiedlungen, auch im sozialen Wohnungsbau, waren die Mieten – dem höheren Ausstattungsstandard entsprechend – deutlich höher. Dazu kamen Kosten für lange Arbeitswege, teure Lebensmittel in den wenigen Läden oder auch für teure Einbaumöbel, zu denen der Konformitätszwang in den Neubauquartieren drängte. Diese Art des Konsums aber war für proletarische Familien mit oft sehr hohen Kinderzahlen kaum leistbar – weshalb der Weg ins Märkische Viertel oft genug in der Obdachlosensiedlung gleich daneben endete.56

Dokumentiert wurden diese wohlfahrtsstaatlichen Verwerfungen von Architekturstudierenden wie angehenden Filmemacher*innen und Sozialarbeiter*innen, die im Märkischen Viertel „Stadtteilarbeit“ machten.57 Um 1970 war die Großwohnsiedlung ein Hot Spot linker Intelligenz: Sämtliche Fraktionen der Neuen Linken waren dort in Arbeitskreisen vertreten – bis hin zu Ulrike Meinhof und Horst Mahler, die kurz darauf in den Untergrund verschwanden. Das Verhältnis, das dabei zu den Bewohner*innen eingenommen wurde, reichte von deren Indienstnahme für den Klassenkampf bis hin zur tatsächlichen Neugier darauf, was die „Betroffenen“ zu sagen hatten.58 Dass „Politik in erster Person“ betrieben werden müsse, also von der eigenen Erfahrung ausgehend, diese Haltung bahnte sich in der „Stadtteilarbeit“ im Märkischen Viertel wie in Kreuzberg um 1970 an – jenen beiden Großbaustellen, zu denen Berliner Hochschulangehörige bevorzugt aufbrachen, um die eigene Erfahrungswelt zu erweitern und die „Betroffenen“ zu politischer Arbeit zu motivieren. Arbeit vor Ort und der Blick aufs große Ganze bedeuteten dabei keinen Widerspruch. Fassbinder etwa war in Kreuzberg aktiv und zugleich – so wie Manuel Castells, dessen Buch Luttes urbaines sie ins Deutsche übersetzen ließ – davon überzeugt, dass Stadtteilkämpfe mehr sein sollten als lokales Aufbegehren. Sie sollten sich mit Kämpfen um höhere Löhne verbinden und nicht der Illusion aufsitzen, dass der bestehende Wohlfahrtsstaat ihre Probleme lösen würde.59

Die Stadtteilgruppen, die in den folgenden Jahren in Westberlin aktiv waren, setzten diese politische Arbeit fort und erhöhten dabei den Spaßfaktor. Sie initiierten Abenteuerspielplätze und Kinderläden, machten Theaterarbeit mit Jugendlichen und veranstalteten Stadtteilfeste. Zeitschriften wie GUM INFO oder INFO BUG vernetzten die Projekte und gingen der Frage nach, wie der Konsum revolutionär umgestaltet werden könne. Artikel über Jugendzentren, öffentlichen Verkehr zum Nulltarif oder die Besetzung der Feuerwache kreuzten sich hier mit Meldungen aus dem militanten Untergrund.60 Der TUNIX-Kongress 1978, der alternative Gruppen aus der gesamten BRD ebenso anzog wie französische Theorieprominenz (Michel Foucault und Félix Guattari), bildete den vorläufigen Höhepunkt der Bewegung.61 Zugleich führte er sie – die Gründung einer grünen Partei wurde hier ventiliert – in den politischen Mainstream. Dass ausgerechnet Hoffmann-Axthelm, der zum Befürworter von Parzelle und städtischem Eigenheim werden sollte, Mitherausgeber des einzigen Buchs zum Kongress ist, zeigt, wie divers das hier vertretene politische Spektrum war.


IV. Auf dem Weg zur Architekturtheorie

Worum ging es also bei dem Streit, der zur Spaltung der ARCH+-Redaktion führte? Sicher war es kein Konflikt zwischen „Ableitungsmarxismus“ und „undogmatisch[er]“ Beschäftigung mit „Bürgerinitiativen, Stadtteilarbeit, Sanierung“,62 wie Hoffmann-Axthelm dreißig Jahre später meinte, sondern ein Konflikt innerhalb der undogmatischen Linken bzw. jenes politischen Spektrums, das daraus nach 1968 entstand. Während Fassbinder zu den ersten zählte, die Stadtteilarbeit machten, und diese im größeren politisch-ökonomischen Zusammenhang verortete, setzte Hoffmann-Axthelm auf das Individuum und seine Fähigkeit zur Selbstorganisation – und zwar, wie er im TUNIX-Band erklärte, nicht nur jenseits der alten sozialen Klassen, sondern überhaupt einer kollektiven Artikulation von Interessen.63 Das war nun „Politik in erster Person“, die sich ganz auf individuelle Erfahrung und Aneignung konzentrierte.

Den Theologen und Pädagogen interessierten weder ökonomische noch soziale Verhältnisse, sondern die Interaktion von Individuum und Architektur – die er für gestört hielt. Die moderne Stadt war für Hoffmann-Axthelm eine Ansammlung unlesbarer Zeichen, die, wenn überhaupt, abstrakte Verwertungszusammenhänge ausdrückten und die Subjekte von ihrer Umwelt entfremdeten.64 Mit dieser Einschätzung war er nicht allein. Während jedoch unzählige Bücher in den 1970er Jahren zur ästhetischen Erziehung aufriefen und die städtische Umwelt in einen Lernraum verwandeln wollten, der individuelle Aneignung wie kollektives Handeln ermöglicht,65 war die moderne Architektur für Hoffmann-Axthelm ein einziges Verhängnis. Anschaulichkeit und Aneignungsfähigkeit waren mit ihr dahin, weshalb den Individuen – so sie noch bei Sinnen waren – nichts anderes übrig blieb, als so viel wie möglich von der alten Stadt zu retten. Deren Architekturen setzen zwar hierarchische Machtverhältnisse ins Bild, immerhin aber waren sie „lesbar gebliebener Widerspruch, versteinerter Konflikt“.66 Dem geschichtsbewussten Flaneur boten sie jedenfalls Angriffsflächen für Identifikation oder Widerstand und damit für eine Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Bei ARCH+ gewann diese Perspektive nach 1975 an Einfluss. Im Anschluss an Hoffmann-Axthelm postulierte die von Kuhnert mitbegründete Projektgruppe „Lehrbauspiele“, dass die städtische Restrukturierung nicht nur zu Verdrängung und der Zerstörung sozialer Beziehungen geführt habe, sondern auch zum Verlust einer „räumliche[n] Szenerie“, die Aneignung und Gebrauch ermöglicht. Diese „politisch-kulturelle Dimension“ sollte künftig in den Fokus rücken. Architektur war für die Aachener Gruppe ein „Medium politischer Arbeit“, und vor allem in der „alltägliche[n] räumliche[n] Umwelt der Straße, des Hofes und des Stadtviertels“, handhabbar gemacht etwa durch Modelle, sah sie eine „Vermittlungsebene“, über die sich die „Nutzer“ politisieren und in den Stadtumbau involvieren ließen.68 Partizipative Prozesse erhielten damit einen neuen theoretischen Stellenwert – zugleich wurde die architektonische Form politisiert und die Entwurfsarbeit aufgewertet. Das wiederum war ein Eingriff in die ARCH+-Debatte, für die bisher architektonische Praxis Lohnarbeit im Großbüro war, die es gewerkschaftlich zu organisieren galt.69 Nun sollte es um die sinnliche Dimension des Berufs gehen – und um das kleine Architekturbüro, dem nach dem wirtschaftlichen Einbruch 1973 und den folgenden Massenentlassungen neue Bedeutung zukam.70

Der Konflikt bei ARCH+ entwickelte sich also in einer Umbruchsituation, die zahlreiche Fragen aufwarf: Wie sollte auf die Kritik an den Kahlschlagsanierungen reagiert werden? Wie sich zum sich verändernden Berufsfeld verhalten? Und welche Theorie war vonnöten? Die darauf gegebenen Antworten hingen zusammen. Für die Erziehungswissenschaftlerin Christina Thürmer-Rohr zielte das Interesse an der alten Stadt und ihrem „Milieu“ schlicht auf die Erschließung eines neuen Geschäftsfeldes: Wenn der BDA 1974 eine Tagung dazu in Kreuzberg abhielt, war das in ihren Augen der wirtschaftlichen Lage der Architekt*innen geschuldet und nicht der Sorge um das soziale Milieu. Denn die Berufsvertretung der freien Architekten war am Erhalt von Bausubstanz und städtischer Atmosphäre interessiert, nicht an billigen Mieten, in deren Erhalt Thürmer-Rohr die eigentliche Planungsaufgabe sah.71 Für die Aachener Fraktion war das Ökonomismus und ließ die erlebbaren Architekturqualitäten unter den Tisch fallen – deren Gestaltung jenes Feld ausmacht, in dem auch kleine Architekturbüros wirkmächtig agieren können.72 Waren diese aber tatsächlich auf dem Vormarsch? Wie viel änderte sich mit der „Tendenzwende“? Selbstverständlich gab es weiterhin Großbüros, Planungsämter und Baubehörden, die im großen Maßstab arbeiteten, und weiterhin veränderten sich Städte und Regionen strukturell. Im Architekturdiskurs jedoch wurde der kleinteilige Stadtumbau paradigmatisch. Die Neuausrichtung bei der ARCH+ reagierte auf die Ausdifferenzierung des Berufsfeldes und trieb sie voran. Weiterhin gab es Artikel zum Wohnungsmarkt, zu Grundrente und Bodenpolitik, aber mit Hoffmann-Axthelms Beiträgen und Kuhnerts Inserts zur „Ästhetik-Diskussion“, die Venturi, Rossi, Ungers und Eisenman vorstellten, begann die ARCH+ um das architektonische Objekt zu kreisen.73 Zwar wurden die Theorien, die die Architektur autonomisierten, kritisiert und mit soziologischen Überlegungen verknüpft, so wie etwa in der 50. ARCH+-Ausgabe, die typologische Ansätze, die sich auf die Brüder Krier, Rossi oder Ungers bezogen, ebenso vorstellte wie Texte von Henri Raymond, einem der Autor*innen der anfangs erwähnten Pavillon-Studie.75 Doch insgesamt schrumpfte der Maßstab, und die großen Zusammenhänge rückten aus dem Blick.

Architekturtheorie und Planungstheorie traten auseinander, während sie für die Student*innen, die 1968 an den Architekturfakultäten revoltiert hatten,76 ein und dasselbe gewesen waren. Die Diagnose-Ausstellung an der TU Berlin etwa, die die Berliner Baupolitik an den Pranger stellte, wünschte sich eine Architekturtheorie, die sich das Wissen von Sozialpsychologie, Wahrnehmungstheorie und Informationstheorie ebenso aneignet wie das von Ökonomie und Politologie.77 Die „Vergesellschaftung der Lebensbereiche“ mache „Arbeitsteilung und Kooperation“ wie „permanente Lernprozesse“ notwendig, erklärte die dort vorgestellte Planer-Flugschrift, die den „Künstlerarchitekten“ für obsolet erklärte und zur Reform der Architekturausbildung aufrief.78 Auf Grundlage der Flugschrift – an deren Entstehung auch Kuhnert am Rande beteiligt war – wurde an der TU Berlin der Fachbereich „Planungs- und Gesellschaftswissenschaften“ organisiert, der künftig mit zwei anderen Fachbereichen die Architekturausbildung bestritt. Federführend dabei: Thürmer-Rohr, die Milieu-Kritikerin, wie Marc Fester, der später der anderen Fraktion angehörte.79 Mit der Gründung eigener Planungsstudiengänge – 1972 an der TU Berlin –, sollten sich die unterschiedlichen Perspektiven und Maßstäbe jedoch immer klarer auf verschiedene Disziplinen verteilen. Im Streit um die Ausrichtung der ARCH+ manifestierte sich also nicht zuletzt eine disziplinäre Spaltung. Fassbinder trat 1975 eine Professur für Stadterneuerung an der TU Eindhoven an, und Brake wurde im selben Jahr Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Oldenburg, während Kuhnert die ARCH+ zu einer Zeitschrift für Architekturtheorie entwickelte. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte „disziplinierte“ sich die Architekturtheorie und wurde ein eigenes universitäres Fach. Hatte der Ausbau der Universitäten in den 1960er Jahren zu einer Explosion der Studierendenzahlen geführt, mit der wissenschaftliche Taschenbücher in neuen Mengen auf den Markt kamen und ein Theorie-Boom ausgelöst wurde, der die alten Spielregeln auf den Kopf stellte,80 entstanden bald neue disziplinäre Grenzen. Nur selten werden heute ästhetische, soziale und ökonomische Fragen gleichrangig verhandelt und die unterschiedlichen Maßstabsebenen von Architektur und Stadt verschränkt. Dagegen war die Architekturtheorie in den Jahren nach 1968 ein offenes Feld, das sich verschiedenstes Wissen aneignete, ohne auf einem ihr eigenen zu bestehen.


Christa Kamleithner ist Architekturtheoretikerin und Kulturwissenschaftlerin und forscht zur Wissens- und Kulturgeschichte des gebauten Raumes. 2018 wurde sie mit einer Arbeit zur Genealogie der „funktionalen Stadt“ am Institut für Kulturwissenschaft an der HU Berlin promoviert. Seit Juli 2020 ist sie akademische Mitarbeiterin für Kunstgeschichte an der BTU Cottbus-Senftenberg. Ihr aktuelles Forschungsprojekt widmet sich der Geschichte des „Nutzers“.

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Helga Fassbinder, in: Nina Gribat, Philipp Misselwitz, Matthias Görlich (Hrsg.): Vergessene Schulen. Reform und Revolte um 1968, Leipzig: Spector, 2017, S. 180.

3

Dieter Hoffmann-Axthelm: „1976–1986. Mein Jahrzehnt mit der ARCH+“, in: ARCH+ 186/187: „The Making of Your Magazines / Documenta 12“, 2008, S. 106–108, hier S. 106.

4

Klaus Brake, Helga Fassbinder und Renate Petzinger: Austrittserklärung der Redaktionsmitglieder aus der Redaktion ARCH+, 1977, S. 9.

5

In diesem Jahr entstand z.B. das WestBerliner Stattbuch 1, Berlin 1978, ein Adressbuch und Reiseführer durch das alternative Berlin.

6

Wolfgang Kraushaar: „Thesen zum Verhältnis von Alternativ- und Fluchtbewegung. Am Beispiel der Frankfurter scene“, in (ders.; Hrsg.): Autonomie oder Getto? Kontroversen über die Alternativbewegung, Frankfurt am Main: Neue Kritik, 1978, S. 8–67, hier S. 12.

7

In den Jahren zwischen 1972 und 1975 war der Untertitel von ARCH+: Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie. Davor hieß es Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung und danach für lange Zeit Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen.

8

Projektgruppe: „Lehrbauspiele: Architektur als politisches Medium“, in ARCH+ 30: „Materialien zur Unterstützung von Basisinitiativen“, 1976, S. 2–22. – Nikolaus Kuhnert zählte u.a. zur neunköpfigen Projektgruppe.

9

Paul-Henry Chombart de Lauwe: „Aneignung, Eigentum, Enteignung. Sozialpsychologie der Raumaneignung und Prozesse gesellschaftlicher Veränderung“ (1976), in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, 1977, S. 2–6.

10

Franz Hiss, Hans Ulrich Wegener: „Aneignung des Raums. Notizen zur 3. Internationalen Konferenz über Architekturpsychologie in Straßburg (Juni 1976)“, in: ARCH+ 32, S. 46–47.

11

Łukasz Stanek: Henri Lefebvre on Space. Architecture, Urban Research, and the Production of Theory, Minneapolis: University of Minnesota Press, 2011, S. 84–87.

12

Henri Lefebvre: „Die Produktion des städtischen Raumes“ (1976), in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, 1977, S. 52–57, hier S. 52.

13

Vgl. Łukasz Stanek: „Henri Lefebvre: for and against the ‚user’“, in: Kenny Cupers (Hrsg.): Use Matters. An Alternative History of Architecture, London / New York: Routledge, 2013; Stanek, Henri Lefebvre on Space, a. a. O., Kap. 2. – Zu Chombart de Lauwes Auseinandersetzung mit dem „sozialen Raum“ mithilfe von Luftbildern und Statistiken ebenso wie mit Interviews und Straßenfotografien vgl. Jeanne Haffner: The View from Above. The Science of Social Space, Cambridge, Mass. / London: MIT Press, 2013, insb. S. 102.

14

Stanek, Henri Lefebvre on Space, a. a. O., S. 86–87.

15

Henri Lefebvre: Das Recht auf Stadt, Hamburg: Nautilus 2016 (1968), S. 189.

16

Henri Lefebvre: The Production of Space, Oxford u.a.: Blackwell 1991 (1974), Kap. 1.

17

Vgl. Gerburg Treusch-Dieter: „Revolution der Städte? Zu Henri Lefebvres Revolution der Städte und Stadt im marxistischen Denken“, in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, 1977, S. 58–62, hier S. 58, 60.

18

Austrittserklärung, S. 5.

19

Dieter Hoffmann-Axthelm: „Aneignung von Stadtquartieren – oder was in der BRD davon übrigbleibt. (Zum Beispiel Kreuzberg)“, in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, 1977, S. 7–12.

20

Vgl. Dieter Hoffmann-Axthelm: Das abreißbare Klassenbewusstsein, Gießen: Anabas, 1975, S. 10–13.

21

Strategien für Kreuzberg. Projektbeschreibung – Informationen zum Projektgebiet – Zielvorstellungen, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen Berlin u.a., Berlin 1977, S. 1.

22

Hardt-Waltherr Hämer: „Berlin-Kreuzberg: Behutsame Stadterneuerung, ein Versuch der Demokratie“, in: Eberhard von Einem (Hrsg.): Die Rettung der kaputten Stadt. Planen und Bauen als demokratische Anstrengung, Berlin: Transit, 1985, S. 61–69, hier S. 63.

23

Sven Reichhardt: Authentizität und Gemeinschaft. Linksalternatives Leben in den siebziger und frühen achtziger Jahren, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2014, S. 520; Andrej Holm: „Zeitschleife Kreuzberg. Gentrification im langen Schatten der ‚Behutsamen Stadterneuerung’“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 11, 2/2014, S. 300–311.

24

Harald Bodenschatz, Volker Heise und Jochen Korfmacher: Schluß mit der Zerstörung? Stadterneuerung und städtische Opposition in West-Berlin, Amsterdam / London / Gießen: Anabas, 1983, S. 86–104.

25

Vgl. Andrej Holm, Armin Kuhn: „Häuserkampf und Stadterneuerung“, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 3/2010, S. 107–115.

26

Reichhardt, Authentizität und Gemeinschaft, a. a. O., S. 535; Duygu Gürsel, Azozomox, Marie Schubert: „Das Recht selbst geltend gemacht. Wohnsituation und Kämpfe migrantischer Mieter/innen“, in: MieterEcho 384, 2016, S. 12–13.

27

Strategien für Kreuzberg. Projektbeschreibung, a. a. O., S. 3.

28

L. Böttcher u.a.: „Strategien für Kreuzberg“. Bericht der Vorprüfergruppe über den Wettbewerb und Stellungnahme der Projektleitung, in: ARCH+ 37: „Der Tod der Architektur“, S. 63–73, hier S. 67–68.

29

Strategien für Kreuzberg. Verfahren und Projektergebnisse, 2., erg. Aufl., hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen Berlin, Berlin 1979, S. 19.

30

Strategien für Kreuzberg. Projektbeschreibung, a. a. O., S. 13.

31

„Experiment der Selbsterneuerung oder Feigenblatt? Zur Ausschreibung ‚Strategien für Kreuzberg‘. Interview mit Klaus Duntze“, in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, S. 13–23, hier S. 19; vgl. auch Strategien für Kreuzberg. Projektbeschreibung, a. a. O., 15f.

32

Vgl. Hanno Hochmuth: Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin, Göttingen: Wallstein, 2017, S. 201–215.

33

Diesem war die besagte BDA-Tagung 1974 gewidmet. Zur Diskussion der Tagung bei ARCH+ später mehr.

34

L. Böttcher u.a.: „Strategien für Kreuzberg“. Bericht der Vorprüfergruppe über den Wettbewerb und Stellungnahme der Projektleitung, in: ARCH+ 37: „Der Tod der Architektur“, S. 63–73.

35

Barbara Sichtermann, Kai Sichtermann: Das ist unser Haus. Eine Geschichte der Hausbesetzung, Berlin: Aufbau, 2017, S. 40–44; Reichhardt, Authentizität und Gemeinschaft, a. a. O., S. 519–533.

36

Vgl. Sichtermanns, Das ist unser Haus, a. a. O., S. 29; Alexander Vasudevan: The Autonomous City. A History of Urban Squatting, London / New York: Verso, 2017, S. 128–132; Lothar Binger: 68 selbstorganisiert & antiautoritär. Die Jahre 1967–1978, Berlin 2018, S. 326–354.

37

Benannt nach dem Anarchisten Georg von Rauch, der 1971 bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben gekommen war.

38

Rauch-Haus Kollektiv: Friede den Hütten! Krieg den Palästen! 6 Jahre Selbstorganisation, Berlin 1977, S. 144–148; Stadtteilzentrum Feuerwache: Denkste, Herr Pietschka. Wir machen weiter!, 2. erw. Aufl., Berlin 1977, Anhang S. 1, 14.

39

Johann-Christoph Wartenberg: Kreuzberg K36, 5. Aufl., Berlin 2016, S. 62f.

40

„Nachrichten aus der Feuerwache“, in: ARCH+ 34: „Strategien für Kreuzberg“, a. a. O., S. 23.

41

Vgl. z.B. Kraushaar, „Thesen zum Verhältnis von Alternativ- und Fluchtbewegung“, a. a. O.; auch der Historiker Sven Reichhardt folgt dieser Lesart weitgehend – vgl. ders., Authentizität und Gemeinschaft, a. a. O..

42

Alexander Sedlmaier: Konsum und Gewalt. Radikaler Protest in der Bundesrepublik, Berlin: Suhrkamp, 2018, S. 7f.

43

Sichtermanns, Das ist unser Haus, a. a. O., S. 12.

44

Sedlmaier, Konsum und Gewalt, S. 44.

46

Zu diesem Schlagwort auch in der Politik vgl. Jesko Fezer: „Polit-Kybernetik. ARCH+, Die Studenten und die IG Bau Steine Erden zwischen 1967 und 1977“, in: ARCH+ 186/187: „The Making of Your Magazoines / documenta 12“, 2008, S. 96–103, hier S. 103.

47

So der Untertitel der ARCH+ ab 1975.

48

Wolfgang Ehrlinger, Adalbert Evers, Christoph Feldtkeller, Mark Fester, Sabine Kraft, Nikolaus Kuhnert, Jörg Pampe: „Editorial: Tendenzwende?“, in: ARCH+ 27: „Tendenzwende“, 1975, S. 1–11.

49

Klaus Brake, Helga Fassbinder, Renate Petzinger: „Basisdemokratie versus gewerkschaftliche Orientierung?“, in: ARCH+ 28, 1975, S. 54–63, hier S. 57–59.

50

Vgl. Helga Fassbinder: „Kapitalistische Stadtplanung und die Illusion demokratischer Bürgerinitiative“, in: Prokla 1, 1971, 1. Sonderheft, S. 71–96; (dies.): „Bürgerinitiativen und Planungsbeteiligung im Kontext kapitalistischer Regionalpolitik“, in: Kursbuch 27, 1972, S. 68–83.

51

Vgl. die Zeitzeugenberichte in: Gribat, Misselwitz, Görlich, Vergessene Schulen, a. a. O., S. 145–151.

52

Vgl. Berliner Arbeiter-Zeitung: „Kreuzberger Stadtsanierung und die Zusammenfassung der Produktion in größeren Betrieben“, in: Büro für Stadtsanierung und soziale Arbeit Berlin-Kreuzberg (Hrsg.), Sanierung – für wen? Gegen Sozialstaatsopportunismus und Konzernplanung, 2., erw. Aufl., Berlin 1971, S. 38–40.

53

Joachim Schlandt, Florian Mausbach: „Sanierung – für wen?“, in: Büro für Stadtsanierung und soziale Arbeit Berlin-Kreuzberg, Sanierung – für wen?, a. a. O., S. 314–318, hier S. 315.

54

Vgl. Tim Verlaan: „The Neues Kreuzberger Zentrum: Urban Planners, Property Developers and Fractious Left Politics in West Berlin, 1963–1974”, in: German History 38, 1/2019, S. 113–132.

55

Vgl. Max Welch Guerra: „Mietpreisbindung als Dauerrecht. Die Kampagne gegen den ‚Weißen Kreis‘ prägte die Mieterproteste in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre“, in: MieterEcho 384, 2016, S. 17–20.

56

Vgl. z.B. den von Hans und Nina Stürm gemachten Film Zur Wohnungsfrage (Schweiz, 1972); Helga Reidemeisters und Eduart Gernarts Film Der gekaufte Traum (1977), der um 1970 im Märkischen Viertel gedreht wurde, oder den von Betroffenen des Märkischen Viertels („Jetzt reden wir“) herausgegebenen Band Wohnste sozial, haste die Qual. Mühsamer Weg zur Solidarisierung, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1975.

57

Vgl. ebd.; Fabian Tietke: „Die Politisierung der Filmproduktion. Die Filmarbeit von Christian Ziewer, Max Willutzki, Christina Perincioli und Helga Reidemeister im Märkischen Viertel in den 1970er Jahren“, in: Filmblatt 55/56, 2014/15, S. 92–113.

58

Vgl. „Jetzt reden wir“, Wohnste sozial, haste die Qual, a. a. O.

59

Vgl. Fassbinder, „Kapitalistische Stadtplanung“; (dies.): „Bürgerinitiativen und Planungsbeteiligung“; Manuel Castells: Kampf in den Städten. Gesellschaftliche Widersprüche und politische Macht, Berlin: VSA, 1975 – erschienen in der von Klaus Brake, Helga Fassbinder und Hartmut Frank herausgegebenen Reihe Analysen zum Planen und Bauen. Andrej Holm ließ das Buch 2012 erneut auflegen.

60

Vgl. die letzten Kapitel in Binger, 68 selbstorganisiert & antiautoritär, a. a. O; GUM = Gruppe Undogmatischer Marxismus; BUG = Berliner Undogmatische Gruppen.

61

„Programm des TUNIX-Kongresses“, in: Zitty 3/1978, S. 13–15.

62

Hoffmann-Axthelm, „Mein Jahrzehnt mit der ARCH+“, a. a. O., S. 106f.

63

Dieter Hoffmann-Axthelm: „Diaspora. Die Wiedervereinigung der Erfahrung“, in (ders. u.a.; Hrsg.): Zwei Kulturen? Tunix, Mescalero und die Folgen, Berlin: Ästhetik und Kommunikation, 1978, S. 149–162, hier S. 157.

64

Vgl. z.B. Hoffmann-Axthelm, Das abreißbare Klassenbewusstsein; a. a. O.; (ders.), „Aneignung von Stadtquartieren“, a. a. O.; (ders.): „ARCH+? Über das Verhältnis von Ästhetik und Objektplanung“, in: ARCH+ 37: „Der Tod der Architektur“, 1978, S. 22–27.

65

Vgl. z.B. Gerd Grüneisl, Hans Mayrhofer, Wolfgang Zacharias: Umwelt als Lernraum. Organisation von Spiel- und Lernsituationen. Projekte ästhetischer Erziehung, Köln: DuMont, 1973; Heidede Becker, K. Dieter Keim: Wahrnehmung in der städtischen Umwelt – möglicher Impuls für kollektives Handeln, Berlin: Kiepert, 1975.

66

Hoffmann-Axthelm, Das abreißbare Klassenbewusstsein , a. a. O., S. 110; zit. in: Projektgruppe, „Lehrbauspiele: Architektur als politisches Medium“, a. a. O., S. 3.

68

Vgl. Hoffmann-Axthelm, Das abreißbare Klassenbewusstsein, a. a. O., S. 2f., 5f. – Vgl. dazu Nikolaus Kuhnert, in ARCH+ 237: „Nikolaus Kuhnert: Eine architektonische Selbstbiografie“, S. 3–127, hier S. 47–50.

69

Dafür gab es auch gute Gründe: 1973 waren 80% der Architekt*innen angestellt. Dieser neuen „Berufsrealität“ widmeten sich Gabriele Hübener, Heide Moldenhauer und Ellen Nausester in: Klaus Brake (Hrsg.): Architektur und Kapitalverwertung. Veränderungstendenzen in Beruf und Ausbildung von Architekten in der BRD, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1973, S. 194–217, hier S. 194.

70

Vgl. Ehrlinger u.a., „Editorial: Tendenzwende?“, a. a. O., S. 8.

71

Christina Thürmer-Rohr: „Zur vermeintlichen und tatsächlichen Bedeutung von Milieu“, in: ARCH+ 23, 1974, S. 32–38. ­– Immerhin war das kritische Referat Teil der Tagung.

72

Vgl. Sigrid Fuhrmann, Irmgard Mailandt, Stephan Reiss-Schmidt: „‚Milieu‘ und was dahinter steckt. Zur Kritik der ökonomistischen Abstraktion vom Gebrauchswert in der urbanistischen Diskusssion“, in: ARCH+ 25, 1975, S. 55–62, hier S. 56, 58. – Der Text entstand an der RWTH Aachen und von Nikolaus Kuhnert betreut.

73

Vgl. ARCH+ 33–35, 1977.

75

Vgl. ARCH+ 50: „Wiederentdeckung des Raums: Stadträume, Sozialräume“, 1980, das sich laut Editorial als Fortführung von Heft 34 verstand.

76

Vgl. dazu Gribat, Misselwitz, Görlich, Vergessene Schulen, a. a. O.

77

„Vorsicht Architekturtheorie“, in: „Diagnose zum Bauen in West-Berlin“. Ausstellung zu den Bauwochen am Ernst-Reuter-Platz, Berlin 1968, S. 12.

78

„Planer-Flugschrift. Arbeitspapiere zur Umstrukturierung der Arch.-Fak.“, in: ebd.

79

Nikolaus Kuhnert, in ARCH+ 237: „Nikolaus Kuhnert: Eine architektonische Selbstbiografie“, S. 37–39.

80

Ben Mercer: „The Paperback Revolution. Masscirculation Books and the Cultural Origins of 1968 in Western Europe“, in: Journal of the History of Ideas 72, 4/2011, S. 613–636; Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990, München: Beck, 2015.