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Analyse

Direktflug oder von Frankreich über die USA nach Deutschland? – Französischer „Poststrukturalismus“ in ANY und ARCH+

FREDERIKE LAUSCH

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Abstract

Verweise

Index

I. Einleitung

II. Die Erfindung des französischen „Poststrukturalismus“

III. Die Anyone Corporation und ANY – Direktflug Frankreich-USA

IV. Französischer „Poststrukturalismus“ in der ARCH+? – Direktflug Frankreich-Deutschland

V. Berührungspunkte zwischen ANY und ARCH+ – Gabelflug Frankreich-USA-Deutschland

VI. Fazit

In ihrem Essay skizziert Frederike Lausch die Auseinandersetzung mit dem französischen „Poststrukturalismus“ im Umfeld der US-amerikanischen Zeitschrift ANY in den 1990er Jahren. Dem stellt sie die ungleich kritischere Behandlung der selben Theoriespielart durch die ARCH+ gegenüber und die Berichterstattung dieser Zeitschrift über den US-amerikanischen Architekturdiskurs.

Der Text wurde für das Forschungsprojekt "Innovationsgeschichte im Spiegel der Zeitschrift ARCH+" verfasst und erschien erstmals auf dieser Website im Juli 2021.

Zitationsvorschlag: Lausch, Frederike: "Direktflug oder von Frankreich über die USA nach Deutschland? – Französischer 'Poststrukturalismus' in ANY und ARCH+", in: Dokumente der Architektur, 2021 (https://beta.dokumentederarchitektur.de/analysis/Direktflug-oder-von-Frankreich-ber-die-USA-nach-Deutschland-Franzsischer-Poststrukturalismus-in-any-und-arch)


Redaktion:
Leo Herrmann, Sandra Oehy

© IGmA/BBSR

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Thema:

ARCH+

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Direktflug oder von Frankreich über die USA nach Deutschland? – Französischer „Poststrukturalismus“ in ANY und ARCH+

Frederike Lausch

ANY – die Zeitschrift der Anyone Corporation – steht für den Einfluss von „French Theory“ im US-amerikanischen Architekturdiskurs der 1990er Jahre. Sie erscheint von Mai 1993 bis September 2000. Charakteristisch für ANY ist eine Fülle an Referenzen auf französische Denker wie Gilles Deleuze und Félix Guattari, Jacques Derrida, Michel Foucault, Jacques Lacan, Jean-François Lyotard und Jean Baudrillard. Verweise auf französische Theoretikerinnen wie Julia Kristeva, Luce Irigaray oder Hélène Cixous kommen hingegen nur selten vor. In dem Konstrukt „French Theory“ bzw. französischer „Poststrukturalismus“, im Deutschen gelegentlich als „Neostrukturalismus“1 bezeichnet, werden unterschiedliche französische Denker*innen zu einer vermeintlich homogenen, alle spezifischen Eigenarten nivellierenden Denkschule vereint. Das „Post-“ soll auf eine Kritik an „strukturalistischen“ Ansätzen verweisen, d. h. die Annahme universeller Strukturen oder anthropologisch konstanter Prinzipien, innerhalb derer lebensweltliche Artikulationen individuell erfolgen, wird infrage gestellt.2 Stattdessen rücken „Poststrukturalist*innen“, so gemeinhin beschrieben, die zeitliche, räumliche, kulturelle oder historische Bedingtheit und die Differenz gesellschaftlicher Identitäten, Gefüge oder Diskurse in den Vordergrund. Von totalisierenden Tendenzen, essentialistischen Konzepten und Erzählungen von Wahrheit oder Identität wenden sie sich ab. Dafür gewinnen die je spezifischen Verbindungen zwischen gesellschaftlichen Prozessen, kollektiven oder individuellen Wünschen bzw. Begehren und Machtformationen an Bedeutung. Dennoch, die Abgrenzung zwischen Strukturalismus und „Poststrukturalismus” ist schwierig, die Zuordnung einzelner Autor*innen bisweilen unmöglich. François Cusset beschreibt in French Theory. Foucault, Derrida, Deleuze & Cie et les mutations de la vie intellectuelle aux États Unis (2005), wie sich die Schlagwörter „French Theory“ und „Poststrukturalismus“ in der Übersetzung der französischen théories in ein US-amerikanisches theory entwickeln. Dabei spielen die unterschiedlichen intellektuellen Milieus in Frankreich und den USA eine Rolle. Cusset spricht von einem stärker persönlich als ideologisch orientiertem Lesen und von einer Betonung der Nutzbarmachung von Theorie im US-amerikanisch akademischen Kontext.3 Zudem werden die Auseinandersetzung mit dem Spätkapitalismus in Frankreich und die Möglichkeit von Mikropolitiken zu einer Beschäftigung mit kulturellen Identitäten und symbolischen Konflikten in den USA.4 Die Verweise auf französische Theoretiker*innen in ANY stellen in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Insbesondere lassen sich hier Instrumentalisierungen von philosophischen Konzepten als Entwurfswerkzeuge erkennen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Einfluss der französische „Poststrukturalismus“ in der ARCH+ hatte. Dabei gilt es zwischen drei Übersetzungsprozessen zu unterscheiden, wobei hier mit Übersetzung nicht nur ein linguistisch-textuelles Übersetzen gemeint ist, sondern auch der Transfer zwischen verschiedenen gesellschaftlichen, kulturellen und disziplinären Milieus, womit Praktiken des Aneignens, Transformierens, Widersetzens und Inszenierens verbunden sind und in denen existierende Macht- und Prestigeverhältnisse eine Rolle spielen.5 Erstens sind die Übersetzungen der französischen Theorien in den US-amerikanischen Architekturdiskurs, insbesondere in jenen der Anyone Corporation, zu beleuchten – Direktflug Frankreich-USA (siehe III). Zweitens geht es um die Rezeption französischer Denker*innen im deutschen Architekturdiskurs der ARCH+ – Direktflug Frankreich-Deutschland (siehe IV). Drittens muss danach gefragt werden, ob und wie jener durch „French Theory“ gekennzeichnete US-amerikanische Architekturdiskurs in den deutschen Kontext und in die ARCH+ reiste – Gabelflug Frankreich-USA-Deutschland (siehe V). Welche Berührungspunkte gab es zwischen ANY und ARCH+?

Bevor wir uns den architektonischen Reiseflügen widmen, muss zunächst näher auf den Begriff französischer „Poststrukturalismus“ eingegangen werden.


II. Die Erfindung des französischen „Poststrukturalismus“

#Postmoderne

Niemand in Frankreich benutze den Begriff „Poststrukturalismus“, so Slavoj Žižek 1991.6 In Why There Is No Poststructuralism in France (2015) erklärt Johannes Angermuller, dass der Begriff eine Erfindung sei, die durch die internationale Rezeption französischer Theorien entstanden ist. Nur von außen werde eine homogene intellektuelle Bewegung oder Gruppe wahrgenommen, während in Frankreich von individuellen Theorien vornehmlich der 1970er Jahre gesprochen werde.7 Sowohl Cusset als auch Angermuller sehen einen Beginn des Poststrukturalismuskonzepts in der Konferenz „The Languages of Criticism and the Sciences of Man“, die vom 18. bis 21. Oktober 1966 an der Johns Hopkins University stattfindet.8 Unter den Teilnehmern sind mehrere französische Denker, darunter Roland Barthes, Jacques Derrida, René Girard, Lucien Goldmann, Jacques Lacan, Charles Morazé, Tzvetan Todorov und Jean-Pierre Vernant. Texte von Gilles Deleuze und Gérard Genette, die nicht in die USA reisen, werden vorgelesen. Die Beiträge publizieren die beiden Organisatoren Richard Macksey und Eugenio Donato 1970 unter dem Konferenztitel. Zwei Jahre später erscheint die zweite Auflage mit dem Untertitel The Structuralist Controversy als Haupttitel. Die Änderung des Titels ist symptomatisch für die veränderte Wahrnehmung der importierten französischen Theorien in den USA. Das Ziel der Konferenz ist eigentlich die Bekanntmachung bzw. Verbreitung des französischen Strukturalismus. Das Jahr 1966, so Cusset, stehe in Frankreich für den Höhepunkt strukturalistischer Theorien – es erscheinen Barthes Critique et vérité, Lacans Écrits und Foucaults Les mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines. In der Untersuchung von Kultur, Sprache, Gesellschaft und – bei Lacan – der Psyche als soziale Zeichensysteme rückt die Frage nach der Bedeutung von Zeichen in den Hintergrund, um die Struktur, verstanden als ein theoretisches, teilweise unbewusstes oder empirisch nicht wahrnehmbares Modell, in den Blick zu nehmen. Die Struktur organisiere das zu untersuchende Objekt als System, wobei die Betonung weniger auf den elementaren Einheiten dieses Systems als vielmehr auf den sie verbindenden Beziehungen und ihrer Anordnung liegt. Erst die Zusammenhänge der Strukturelemente schaffe die Bedeutung.9 Als Grundannahme steht hier die Erkenntnis Ferdinand de Saussures, dass Zeichen nicht Wirklichkeit repräsentieren, sondern erstens die Verbindung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem arbiträr ist und zweitens Zeichen wechselseitig aufeinander verweisen; also die Bedeutung eines Zeichens entsteht in seiner Differenz zu anderen Zeichen innerhalb eines Sprachsystems. Ebenfalls 1966 wird Claude Lévi-Strauss’ La pensée sauvage – ein Beispiel der strukturalistischen Anthropologie – ins Englische übersetzt, und ein Heft der Yale French Studies über Strukturalismus erscheint. Die strukturalistischen Ansätze, so Cusset, sind also am Beginn ihrer Rezeption in den USA.


Abb. 1


Die besagte Konferenz von Macksey und Donato führt nun aber weniger zur weiteren Bekanntmachung als zu einer Zur-Schau-Stellung von Differenzen der Vortragenden und der Infragestellung strukturalistischer Prämissen. Insbesondere Derridas Beitrag „Structure, Sign, and Play in the Discourse of the Human Sciences“ wird später geradezu als Manifest des „Poststrukturalismus“ gehandelt.10 Darin kritisiert er das abendländische Denken für den Glauben, dass jede Struktur ein Zentrum habe, das ihr Präsenz, Ursprung und Orientierung verleiht. Anstatt einer ethnozentrischen Analyse vermeintlich „natürlicher“ Gesellschaften und des „Heimwehs nach dem Ursprung“, die er in Lévi-Strauss’ Schriften konstatiert, plädiert Derrida für die Affirmation einer Welt der Zeichen ohne Zentrum, ohne Wahrheit und ohne Ursprung sowie für ein Spiel mit den Zeichen und mit der Differenz.11

In den folgenden Jahren verbinden sich mit dem Label „Poststrukturalismus“ Konzepte und Begriffe wie „linguistic turn“, „postmodern theory“, „crisis of representation“, „deconstruction“, „the decentering of the subject“ oder „anti-humanism“ und „the critique of essentialism“.12 An der Yale University etabliert sich in den 1970er Jahren eine Gruppe von „dekonstruktivistischen“ Literaturtheoretikern, darunter Paul de Man, J. Hillis Miller, Geoffrey Hartman und Harold Bloom. Während Yale und John Hopkins als „Derridean“ gelten, sei Columbia die „Foucauldian/Deleuzian school“.13 Hier gründet 1973 der Kulturtheoretiker Sylvère Lotringer, Associate Professor am French Department, gemeinsam mit Gérard Bucher, Kathleen Duda, David Neiger, John Rajchman und Pamela Tytell das Kollektiv Semiotext(e), das eine gleichnamige Zeitschrift herausgibt. Die ersten Ausgaben von Semiotext(e) beinhalten hauptsächlich Kommentare zur Sprachwissenschaft de Saussures. Der Fokus verschiebt sich zunehmend von der Semiotik zur Einführung französischer Theorien, die Sprache und Repräsentation problematisieren, so werden in Semiotext(e) von Guattari „Pour une micro-politique du désir“ oder Irigarays „Le schizophrène et la question du signe“ abgedruckt.

Lotringer beschreibt retrospektiv, dass der Unterschied der französischen Theorien zur Philosophie folgender sei: „Hypothesizing is really what the theory in French theory is about, as opposed to philosophy, which mostly refers back, critically, to its own history.“14 „Poststrukturalistische“ Theorie soll ein zeitgemäßes Gegenmodell zu einer „verstaubten“, sich nur mit vorangegangen Positionen beschäftigenden Philosophie sein, da sie sich als spekulativ und vor allem anschlussfähig an die Künste erweist. Semiotext(e) ist folglich nicht als akademische Auseinandersetzung mit philosophischen Theorien konzipiert, sondern als eine Intervention in die US-amerikanische Kulturpolitik.15 Am deutlichsten wird dieser Ansatz in der legendären „schizo-culture“-Konferenz, die Semiotext(e) vom 13. bis 16. November 1975 an der Columbia University organisiert. Sie soll die französischen Theorien, so heißt es in der Presseerklärung, mit der kulturellen Revolution verbinden, die in den letzten zwanzig Jahren in Amerika die Lebensstile und Denkweisen über Psychiatrie, Kapitalismus und Kunst verändert habe.16 Das Thema der Konferenz, an der primär die New Yorker Kunstszene und die akademischen Kreise der Columbia University teilnehmen, ist „Prison and Madness“. Von französischer Seite kommen Lyotard, Foucault, Deleuze und Guattari. Gemeinsam mit Ronald Laing, John Cage, William S. Burroughs, Arthur Danto und Ti Grace Atkinson diskutieren sie hitzig über Psychiatrie und Repression, Kontrolle und Lust, Schizophrenie und Neurosen sowie Feminismus und Gay Liberation. Die Ergebnisse werden in der achten Ausgabe von Semiotext(e) 1978 publiziert. Zwei Jahre später zerstreut sich das Kollektiv und Lotringer startet „Foreign Agents“ als Buchreihe kleiner schwarzer Paperback-Ausgaben, die – ähnlich wie der Berliner Merve-Verlag (siehe 4.) – französische Theorien als kultige Bücher in Umlauf bringen. Laut Lotringer sei es ihm um eine „Erotisierung des Denkens“ gegangen, weswegen er auf akademische Gepflogenheiten, wie Nachweise, Fußnoten oder Einführungen, verzichtet habe.17 Sowohl mit Semiotext(e) als auch mit einigen „Foreign Agents“-Büchern gibt Lotringer erste Übersetzungen französischer Theorien, insbesondere von Deleuze und Guattari, ins Englische heraus, weswegen Semiotext(e) auch „an agent of infection“18 genannt wird: Sie infizieren das US-amerikanische Publikum mit „French Theory“.


Abb. 2


Während in den 1980er Jahren „poststrukturalistische“ Theorien von Gayatri Chakravorty Spivak, die 1976 Derridas De la grammatologie ins Englische übersetzt, mit postkolonialen Fragen verbunden werden oder die Gender Studies die Theorien von Irigaray und Kristeva diskutieren, darunter zum Beispiel Judith Butler, reist der „Poststrukturalismus“ auch in die Kunst- und Architekturwelt. Generell erweitern feministische und postkoloniale Perspektiven den Fokus auf ausgegrenzte Elemente eines Systems, die dennoch konstitutiv für die Struktur sind.19 Es geht somit nicht nur um das Funktionieren von Zeichensystemen, sondern auch darum, wie sie daran beteiligt sind, Machtkonstellationen und Hierarchien zu festigen. In den auf Kunst und Architektur bezogenen Diskursen verlieren die „poststrukturalistischen“ Theorien indes einen Teil ihres radikalen Ethos, ihrer Kapitalismuskritik oder ihres Hinterfragens von Subjekt- und Objektkategorien. Laut Cusset entstehe ein trendiger und unkritischer Jargon, dessen Verbindung mit der Sprache des Neoliberalismus, über Begriffe wie Selbstorganisation, Kreativität und Flexibilität, ignoriert werde, sodass beispielsweise aus einer politisch links orientierten Revolution eine stilvolle Rebellion in der Kunstwelt werde oder soziale Kräfte als Identitäten umgedeutet werden. Dies führe zu einer Domestizierung der théorie.20 Exemplarisch für die Rezeption des „Poststrukturalismus“ in der Kunst- und Architekturwelt ist ZONE. Jonathan Crary, Michel Feher und Sanford Kwinter, die allesamt ehemalige Studenten Lotringers sind und eine besondere Affinität für die raumbezogenen und technowissenschaftlichen Dimensionen von Deleuzes und Guattaris Arbeiten besitzen, bringen zusammen mit dem Kunstkritiker Hal Foster 1986 zunächst „The Contemporary City“ (ZONE 1–2), 1989 „Fragments for a Human Body“ (ZONE 3–5) und 1992 die letzte Ausgabe „Incorporations“ (ZONE 6) sowie die Buchreihe Zone Books heraus. In ZONE werden Texte unter anderem von Deleuze und Guattari, wie „City/State“, von Paul Virilio sowie von Architekturschaffenden publiziert. Laut Kwinter sei die architektonische Dimension von ZONE allerdings weniger das Thema der Stadt oder die Beiträge von Architekt*innen gewesen, sondern die Materialität der Bücher sowie das Grafikdesign des berühmten Designers Bruce Mau.21 Ein neuer Trend formt sich: Die theoretischen Publikationen werden zu Designobjekten. Dies zeigt sich auch in den Publikationen der Anyone Corporation.


III. Die Anyone Corporation und ANY – Direktflug Frankreich-USA

#Globalisierung

#Postmoderne

Im Dezember 1990 gründen die Redakteurin Cynthia C. Davidson, ihr Ehemann und Architekt Peter Eisenman, der japanische Architekt Arata Isozaki und der katalanische Architekt und Architekturtheoretiker Ignasi de Solà-Morales Rubió in New York die Anyone Corporation. Ihren Sitz hat sie im Büro von Eisenman Architects. In mehrerer Hinsicht ist sie das Nachfolgeprojekt des von 1967 bis 1985 bestehenden „Institute for Architecture and Urban Studies“ (IAUS). Dies zeigt sich sowohl in personellen Kontinuitäten22 als auch im Bereich des Grafikdesigns, so werden zu Beginn die Publikationen der Anyone Corporation von Massimo Vignelli gestaltet, der bereits für die Publikationen des IAUS verantwortlich war.23

Vergleichbar mit dem IAUS zielt die Anyone Corporation – eine gemeinnützige Organisation, die bis heute besteht – auf die Förderung des Architekturdiskurses und der Architekturtheorie. Allerdings etabliert sie nie die feste Struktur eines Instituts. Mit dem Begriff „Institut“ werden Forschung und Ausbildung verbunden. Er verweist auf eine traditionell gefestigte Struktur von Forschenden, Lehrenden und Lernenden, die sich idealerweise allein zum Zwecke des Wissenszuwachs mit Phänomenen beschäftigen. Die Anyone Corporation wählt indes einen entschieden anders gelagerten Namen. Gemeinhin werden als Körperschaften Interessensgemeinschaften, wie Unternehmen oder Städte, bezeichnet, die ein überindividuelles Ziel verfolgen und die trotz der Fluktuation von Mitgliedern bestehen. Ferner werden handwerkliche Zünfte und Bruderschaften als Korporationen bezeichnet. Mit „Corporation“ werden Begriffe wie „Business“, „Alliance“ und „Professional Group“ assoziiert. Im Gegensatz zu einem Institut geht es hier weniger um die Generierung und Vermittlung von Wissen als um das gemeinsame Eintreten für eine Sache. Die Absage an den traditionell gefestigten Aufbau eines Instituts zugunsten eines mehr oder weniger klar definierten Verbands von Individuen in Form einer „Corporation“ geht sicherlich einher mit einer „poststrukturalistischen“ Skepsis gegenüber festen, hierarchischen Strukturen.

Das Netzwerk der Anyone Corporation ist weit gespannt und wird von Davidson, die als langjährige Chefredakteurin von Inland Architect Erfahrung im Publizieren und Vermarkten besitzt, zusammengehalten. Viele Personen, die an der Anyone Corporation beteiligt sind, stehen in engem Kontakt zum ehemaligen IAUS bzw. zu Eisenman oder arbeiten im Hochschulbereich der US-amerikanischen Ostküste. Ein Großteil stammt aus ökonomisch westlichen Ländern, wie Nordamerika, Westeuropa oder Japan. Bei der Anyone Corporation handelt es nicht um eine homogene Gruppe, denn zwischen den beteiligten Personen existieren durchaus inhaltliche Differenzen. Sie zeigt sich vielmehr als eine westliche, international einflussreiche und distinguierte Elite, die sich vernetzt und sich durch ihre stets elaboriert vorgetragene Auseinandersetzung mit Theorien intellektuelle Schlagkraft sichert. Dieser Netzwerkcharakter wird in den Publikationen durch das Abdrucken persönlicher Briefe und Gruppenfotos unterstrichen.

Mit dem Ziel, das Wissen und das Verständnis von Architektur in ihrer Beziehung zur generellen Kultur zu vermehren und dabei disziplinäre Grenzen zu überwinden, entwickelt die Anyone Corporation drei Akteure. Erstens organisieren sie die Any-Konferenzen, die von 1991 bis 2000 in unterschiedlichen Metropolen weltweit stattfinden und als Tagungsbände publiziert werden.24 Sie basieren stets auf dem Wort „any“: 1991 Anyone in Los Angeles, 1992 Anywhere in Yufuin, 1993 Anyway in Barcelona, 1994 Anyplace in Montréal, 1995 Anywise in Seoul, 1996 Anybody in Buenos Aires, 1997 Anyhow in Rotterdam, 1998 Anytime in Ankara, 1999 Anymore in Paris und 2000 Anything in New York City.25 Mit „any“ – zugleich ein Akronym für „Architecture New York“ – wird auf die Bedeutung des Unbestimmten oder Unentschieden verwiesen, so formuliert es Davidson retrospektiv:

„The idea of undecidab[i]lity, which was in the air, fueled the theoretical basis of the Anyone project. Since it was to take place in the ten years prior to the end of the century, or the end of the millennium, the idea of undecidability not only suggested that nothing was fixed in terms of architectural thinking but also that both history and the future could be seen as undecidable, that is, as no longer fixed referents.“26

Während der Titel Oppositions ein Aufeinandertreffen von gegensätzlichen oder sich gegenseitig ausschließenden Einstellungen impliziert, verweist „any“ eher auf ein Nebeneinander unterschiedlicher und sich wandelnder Interpretationen.27 Dementsprechend definiert Davidson als zentrale Themen der Any-Konferenzen die folgenden Fragen. Welche Auswirkungen hat die sogenannten „Postmoderne“, verstanden als Ende einer festen Ideologie der klassischen Moderne, auf die Architektur? Ist eine aus der Philosophie, Literatur und den Wissenschaften stammende Diskussion über das Unbestimmte auch im Bereich der Architektur, die tendenziell als Fundament des Bestimmten gelte, möglich? Wie werden die Globalisierung und die damit verbundenen Aspekte, wie Informationsströme, Konsum, Beschleunigung und Fragmentierung, auf die Architektur einwirken?28 Hier wird deutlich, dass der Begriff „Poststrukturalismus“ zwar nicht fällt, aber als veränderte Fokussierung in den Geisteswissenschaften durchaus mitschwingt.

Die geforderte Unbestimmtheit korreliert in der Anyone Corporation mit einer Betonung eines offenen, multidisziplinären und -kulturellen Diskurses. Daher werden zu den Konferenzen nicht nur Theoretiker*innen sowie Praktizierende aus Architektur und Stadtplanung eingeladen, sondern auch Forschende aus den Literatur- und Kulturwissenschaften, der Physik, Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Philosophie, Theologie, Jura, Wirtschaft und Politik. Dabei muss angemerkt werden, dass es keine öffentlichen Call for Papers gibt, sondern der Kreis der Diskutierenden stets von der Anyone Corporation sorgsam ausgewählt wird. Insofern sind die Treffen in gewisser Hinsicht einer selbstdefinierten Elite vorbehalten. Der Orts- und Institutionenwechsel soll neben dem primären Ziel der internationalen Verbreitung ebenfalls die Etablierung einer einzigen zu Gunsten vielfältiger Sichtweisen verhindern: „Through this global wandering, the ANY conferences seek the widest possible variety of institutional, geo-political, and intellectual contexts, drawing difference from all while stipulating the priority of none.“29 Inwieweit dieses Insistieren auf Vielfalt und Unbestimmtheit realisiert wird, ist fraglich. Auf der einen Seite findet im Rahmen der Anyone Corporation in der Tat ein transdisziplinärer und interkultureller Austausch statt. Auf der anderen Seite gibt es eine Dominanz der US-amerikanischen Form des Architekturdiskurses, so formuliert es der Journalist Herbert Muschamp in der New York Times:

ANY carried a connotation of openness, for example (though this meaning was fiercely contradicted by the exclusivity of the events). It also suggested a desire to avoid creating intellectual hierarchies (also contradicted, in typical post-structuralist form, by raising post-structuralism itself to a privileged pinnacle).“30

Er benennt hier die Distinktion durch die Auseinandersetzung mit Architektur unter Hinzuziehung des französischen „Poststrukturalismus“. Aufschlussreich ist in dieser Hinsicht ein Bericht von Christian Girard über die Anymore-Konferenz 1999 in Paris, die in ANY 25/26 abgedruckt wird. Eine Any-Konferenz, so Girard, funktioniere wie eine Testgerät für die architekturtheoretische Qualität eines lokalen Architekturdiskurses. Für Paris kommt er zu dem Fazit, dass die anti-intellektuelle Stimmung im „mikro-provinziellen“ französischen Architekturmilieu dem US-amerikanisch-globalen Architekturdiskurs nicht ebenbürtig sei. Seine Landsleute würden im Gegensatz zu der internationalen, theoretisch arbeitenden Architekturelite jene französischen Theorien nicht lesen, die in den letzten zwei Jahrzehnten die Hauptlieferanten von Konzepten auf dem Gebiet der Architektur seien.31 Die französischen Architekturschaffenden erreichen, laut Girard, also nicht den intellektuellen Standard der Anyone Corporation.

Zweitens soll die Außenwirkung der Anyone Corporation zwischen den jährlichen Konferenzen durch die Herausgabe der Zeitschrift ANY (1993–2000) gestärkt werden.32 Im Gegensatz zu Tagungsbänden können Zeitschriften schneller und kostengünstiger produziert werden, wodurch die Erkennbarkeit, Selbstvermarktung und das kulturelle Kapital gesteigert wird. Das erste Heft im Mai 1993 beginnt als nullte Ausgabe, um einen Anfang ohne Wertsetzung zu markieren – auch hier zeigt sich die Ablehnung von Konventionen. ANY soll, so Davidson, die Lücke zwischen bildreichen Populärzeitschriften, akademischen Schriften und den wenig theoretischen Architekturfachzeitschriften schließen und wird zugleich von vergleichbaren architekturtheoretischen Zeitschriften abgegrenzt: „In the U.S. we had Oppositions, which dealt directly with interpretations of history, and then Assemblage, which fused theory and history. ANY viewed history more as a resource or a backdrop against which to test new thinking.“33 Hier kommt das zum Vorschein, was schon Lotringer als Besonderheit von „French Theory“ beschrieben hat: ihr Vermögen zur Spekulation und zur kreativen Verbindung mit den Künsten. Das Austesten des neuen Denkens wird in ANY sowohl inhaltlich als auch graphisch deutlich, so ist der Umgang mit Theorie wenig akademisch oder kritisch analysierend als vielmehr spielerisch und affirmativ.  Bilder übernehmen in ANY selten die Funktion, Gebäude oder Entwürfe vorzustellen und zu erklären, sondern oftmals aus außerarchitektonischen Bereichen stammend versuchen sie eine ästhetische Auseinandersetzung mit einem theoretischen Konzept darzustellen. Dieser Umgang mit Bildern spiegelt sich in der Bevorzugung von Theorie gegenüber der Dokumentation oder direkten Kritik von Entworfenem oder Gebautem wider, so erklärt Davidson 2004: „ANY rarely addressed buildings per se, and when we did, the buildings in question were framed by broader questions, such as how the critic sees or what constitutes the virtual in architecture or the idea of lightness.“34 Der freie Umgang mit Bild- und Textmaterial in den Publikationen der Anyone Corporation entspricht generell „poststrukturalistischen“ Schriften, die sich durch ein Experimentieren mit Textformen auszeichnen, so tauchen darin Ansammlungen von Zitaten, drehbuchartige Absätze, Definitionen aus Enzyklopädien, assoziative Wortlisten, fremdsprachige Abschnitte ohne Übersetzung sowie scheinbar willkürlich gesammelte Bilder auf.35 Sowohl auf der Ebene der Texte als auch des Layouts spiegeln sich die Faszination für „poststrukturalistische“ Schriften und die Offenheit der Architektur für andere Disziplinen und nicht-architektonisches Quellenmaterial wider.


Abb. 3


ANY soll zunächst alle zwei Monate erscheinen, doch wird sie weitaus unregelmäßiger publiziert – insgesamt erscheinen 26 Ausgaben.36 Jedes Heft besitzt ein eigenes Thema, wobei das Spektrum sehr vielseitig ist. Es gibt monografische Ausgaben über James Stirling (Nr. 2), Tadao Ando (Nr. 6), Colin Rowe (Nr. 7/8), Rem Koolhaas (Nr. 9), Charles Gwathmey (Nr. 11), Philip Johnson (Nr. 90), Buckminster Fuller (Nr. 17) und Mies van der Rohe (Nr. 24). Daneben werden architekturkritische und -theoretische Themen behandelt, wie Architecture and the Feminine. Mop-up Work (Nr. 4), Tectonics Unbound. Kernform and Kunstform Revisited (Nr. 14) oder Being Manfredo Tafuri. Wickedness, Anxiety, Disenchantment (Nr. 25/26). Im Zuge der Digitalisierung beschäftigen sich zudem Ausgaben mit medientechnologischen Fragen, wie Electrotecture: Architecture and the Electronic Future (Nr. 3), Mech in Tecture. Reconsidering the Mechanical in the Electronic Era (Nr. 10), oder Diagram Work. Data Mechanics for a Topological Age (Nr. 23).

Der dritte große Akteur der Anyone Corporation ist die 1995 begonnene Buchreihe Writing Architecture Series, die bis heute – mit einer Unterbrechung von 2001 bis 2007 – bei MIT Press erscheint.37 Als erstes Buch wird Earth Moves. The Furnishing of Territories publiziert, die englische Übersetzung von Bernard Caches Manuskript „L’ameublement du territoire“, auf das sich Deleuze in Le Pli. Leibniz et le Baroque (1988) bezieht und das erst 1997 in Frankreich publiziert wird. Mit diesem Buch und der darin enthaltenen Widmung „For Gilles Deleuze“ beweist die Anyone Corporation deutlich ihren Fokus auf Deleuze.

Die Finanzierung der Anyone Corporation erfolgt durch das japanische Bauunternehmen Shimizu Corporation, das insbesondere die Konferenzen fördert. Der Kontakt zum damaligen Vorsitzenden Harusuke Imamura wird durch Isozaki hergestellt. Hinzu kommen Finanzierungen von Firmen und Institutionen des jeweiligen Gastgeberlandes und Förderungen durch die Graham Foundation for Advanced Studies in the Fine Arts. Die erste Konferenz wird von Rizzoli Press gesponsert, um den Tagungsband anschließend zu vermarkten. Der Verleger Gianfranco Monacelli, der bis 1993 Mitglied des „Boards of Directors“ der Any-Konferenzen ist, arbeitet bei Rizzoli Press bevor er 1994 Monacelli Press gründet und als erstes Buch S, M, L, XL von Rem Koolhaas, ebenfalls Mitglied des „Boards of Directors“ der Any-Konferenzen, herausbringt. Die Zeitschrift ANY wird zunächst durch die ortsansässigen Unternehmen AJ Contracting Company (Nr. 0–18), Lehr Construction Corp. (Nr. 0–15) und Integral Construction Corp. (Nr. 16–18) unterstützt. Ab Ausgabe 11 wird die Zeitschrift peu à peu von US-amerikanischen Architekturfakultäten – Columbia, Cooper Union, Cornell, University of Kentucky, Syracuse University, Princeton, MIT, Rice, University of Maryland und University of Tennessee – gesponsert.38 Mit diesen Geldern gelingt es der Anyone Corporation aufwendig gestaltete Printprodukte zu produzieren und architekturtheoretische Schriften als ihr kulturelles Kapital international zu vermarkten.

Davidson erklärt retrospektiv, dass ANY eine bestimmte Art zu denken widerspiegelt, die in den 1990er Jahren geläufig ist.39 Diese Denkweise beinhaltet primär die Auseinandersetzung mit „French Theory“. Dabei konstruiert die Anyone Corporation ein Deleuze-nach-Derrida-Narrativ.40 Die Beschränkung auf einen Autor ist medienwirksam, so wird eine Geschichte geliefert, die einfach zu erzählen und zu verbreiten ist.41 Zu Beginn ist Deleuze nicht der privilegierte Name, sondern es wird auf eine Vielzahl an französischen TheoretikerInnen verwiesen. Derrida nimmt an den ersten zwei Any-Konferenzen teil und bringt sich aktiv in die Diskussionen ein, obwohl 1990 der Konflikt zwischen ihm und Eisenman mit einem Briefwechsel öffentlich wird. Darin werfen sich beide gegenseitiges Unverständnis im Rahmen ihrer gemeinsamen Arbeit für Chora L Work (1987) vor.42 Zwischen 1991 und 1993 kann das Verschwinden zahlreicher Referenzen zu Gunsten von Deleuze als singuläre Bezugsperson und Emblem für eine Philosophie der Differenz lokalisiert werden. Als Beispiel soll hier kurz aufgezeigt werden, dass Davidson in der nullten Ausgabe von ANY „Writing in Architecture“ das Thema des Schreibens noch mit Rekurs auf Derrida erklärt: „ANY writing also opens up possibilities, in the Derridean sense, for more and more written images and thus for more interpretive possibilities.“43 In derselben Ausgabe findet sich auch ein Gespräch zwischen Eisenman und Derrida, in dem dieser auf Deleuzes Buch Différence et répétition verweist. Anschließend verstärkt sich die Bezugnahme auf Deleuze, auch vor dem Hintergrund der Ablehnung Derridas. Die Ausgaben Lightness (Nr. 5), The Virtual House (Nr. 19/20) und Diagram Work. Data Mechanics for a Topological Age (Nr. 23) beschäftigen sich beinahe ausschließlich mit Konzepten von Deleuze (und Guattari). Bei einem Vergleich mit der Zeitschrift Assemblage (1986–2000), gegründet von dem Architekturhistoriker K. Michael Hays und der Designhistorikerin Alicia Kennedy, wird ersichtlich, dass beide Magazine eine Fülle an Referenzen auf Protagonist*innen des französischen „Poststrukturalismus“ aufweisen. Während in Assemblage allerdings Verweise auf Derrida und Foucault dominieren und auch Denkerinnen wie Kristeva rezipiert werden, zeigt sich in ANY, dass Deleuze die zentrale theoretische Bezugsperson ist.

Die Anyone Corporation fördert eine vordergründig auf Deleuze fokussierte Rezeption des französischen „Poststrukturalismus“ im Architekturdiskurs der 1990er Jahre. Hierbei muss angemerkt werden, dass die philosophischen Konzepte weniger eine kritische Hinterfragung des Architekturdiskurses, seiner Zeichensysteme, Strukturen, Hierarchien und Machtverhältnisse oder Möglichkeiten zur Generierung von Differenz anstoßen. Vielmehr geht es um die Legitimation von spezifischen Entwurfshaltungen und die Ausrufung neuer Architekturformen: Der glatte Raum fungiert zum Beispiel als Rechtfertigung für glatte Oberflächen, d. h. das philosophische Konzept wird maßgeblich auf der Ebene der Form verstanden und dessen Verbindung zu Fragen der Ordnungsherstellung und Machtsicherung ignoriert. Grundsätzlich lässt sich zwar sagen, dass im Zentrum die Kritik an der Repräsentationslogik steht, die sich auch als Gegenreaktion zur Omnipräsenz der Zeichen in der sogenannten „Postmoderne“ erweist. Mit der Absage an Repräsentation verbinden die Architekturschaffenden Konzepte von Deleuze (und Guattari) wie das Werden, die Wiederholung mit Differenz, das Kartieren anstelle des Kopierens und das Figurale anstatt des Figurativen. Durch Deleuzes (und Guattaris) Begriffe des Ereignisses, der Fluchtlinie und der Deterritorialisierung drücken sie die Ablehnung feststehender Zuschreibungen und die Betonung von Transformationsmöglichkeiten aus. Mit dem Konzept der Falte wird sowohl der cartesianische Koordinatenraum als auch die Figur-Grund-Dichotomie des Städtebaus angegriffen. Dennoch dient Theorie nicht dazu, die Architektur oder ihre Geschichte zu ergründen, sondern primär wird sie zu einem Objekt, das für die Generierung und Präsentation von Architektur instrumentalisiert werden kann. Dabei werden theoretische Konzepte vornehmlich als in Architekturformen übersetzbare, von spezifischen Diskursen und Disziplinen unabhängige, enthistorisierte Objekte begriffen. Vor dem Hintergrund einer Ökonomie der Aufmerksamkeit muss die architektonische Übersetzung der in den 1990er Jahren aktuellen Philosophie von Deleuze (und Guattari) als eine Inszenierung der Theorie selbst gelesen werden. Durch Theorie wird vor allem Aufmerksamkeit generiert.44

Von Anfang an ist festgelegt, dass die Any-Konferenzen mit der Jahrtausendwende enden sollen und so erscheint auch ANY zum letzten Mal im Jahr 2000: „At the same time that ANY ceased publication, the long-standing journal Assemblage closed, leaving North America without an open forum for discussion of contemporary issues in architecture, the making of cities, and all of the cultural asides – political, economic, and otherwise – that architecture and cities engage. In other words, without a platform for criticism and ideas.“45 Der Abschluss wird von Davidson gleichgesetzt mit einem Ende der Kritik und progressiver Ideen, wodurch das Selbstbild der Anyone Corporation als eine der wichtigsten Plattformen für einen architekturtheoretischen Diskurs mehr als deutlich wird.


IV. Französischer „Poststrukturalismus“ in der ARCH+? – Direktflug Frankreich-Deutschland

#Marxismus

#Studierendenbewegung

Philipp Felsch beschreibt in Der Lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960–1990 (2015), wie in den 1970er Jahren eine Philosophie der Differenz aus Frankreich nach Deutschland schwappt, bei der es auch um eine Kritik am Denkstil des Marxismus geht. Strukturalistische Theorien werden bereits von Suhrkamp verlegt, wie beispielsweise 1967 Kritik und Wahrheit von Barthes, 1968 Das Wilde Denken von Lévi-Strauss sowie 1971 Die Ordnung der Dinge von Foucault. Bei Suhrkamp erscheinen auch früh „poststrukturalistische“ Schriften wie 1969 Foucaults Wahnsinn und Gesellschaft, 1972 Die Schrift und die Differenz von Derrida oder 1974 Anti-Ödipus von Deleuze und Guattari. Allerdings werden diese Bücher, so Felsch, nur im akademischen Bereich rezipiert und dies eher ablehnend. Besonders die Anhänger der Frankfurter Schule zeigen sich kritisch: „Vor allem das Verhältnis der französischen Autoren zu Heidegger stand einer auch nur vorsichtigen Annäherung im Weg. In der Bundesrepublik war er immer noch Persona non grata, in Frankreich längst Vordenker der Gegenwart.“46 Ein breiteres Lesepublikum erreicht der französische „Poststrukturalismus“ durch den 1970 in West-Berlin gegründeten Merve-Verlag. Nach einem frühen Schwerpunkt auf Italien erscheinen in den späten 1970er Jahren mehrere Texte französischer Denker: 1976 Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin von Foucault; 1977 Das Patchwork der Minderheiten. Für eine herrenlose Politik von Lyotard, Der Faden ist gerissen von Deleuze und Foucault, Rhizome von Deleuze und Guattari sowie Mikro-Politik des Wunsches von Guattari; 1978 von Baudrillard Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen und Agonie des Realen sowie von Lyotard Intensitäten. Auch feministische Texte französischer Provenienz werden publiziert: 1976 Waren, Körper, Sprache. Der ver-rückte Diskurs der Frauen von Irigaray; 1977 Essen vom Baum der Erkenntnis. Weibliche Praxis gegen Kultur mit einem Text von Kristeva, Die unendliche Zirkulation des Begehrens. Weiblichkeit in der Schrift von Cixous sowie 1979 Irigarays Das Geschlecht, das nicht eins ist. Sind in Deutschland bis dato die Kritische Theorie der Frankfurter Schule mit ihrer Methode der Dialektik sowie die soziologische Systemtheorie à la Niklas Luhmann dominant, so rücken nun Fragen des Begehrens, des Wunsches, der Sexualität und des Wahnsinns in den Vordergrund. Der große (männliche) Intellektuelle in seiner privilegierten Position als Beobachter und Interpret gesellschaftlicher Verhältnisse wird von der „Lumpen-Intelligentsia“ – in Anlehnung an Marx’ Lumpenproletariat – abgelöst.47 Es sind die Minderheiten und Abweichler*innen, denen das Wort gegeben werden soll. Die Merve-Bände haben einen enormen Einfluss auf die Rezeption der französischen Denker*innen in kulturellen Bereichen. Felsch fasst diese Entwicklung wie folgt zusammen: „Auf Marcuse folgte Marx, und auf Marx folgte Hegel [...]. Erst nach dem Schock, den Stammheim und Mogadischu auslösten, wuchsen sich die Zweifel am Kanon von ’68 zu offenem Widerstand aus. Aus Paris kam ein neues Denken nach Deutschland, das mit dem Sound der Dialektik brach. Die Bücher von Deleuze und Baudrillard mussten anders gelesen werden. Sie schienen wichtigere Aufgaben zu haben, als wahr zu sein. In den achtziger Jahren verwandelte sich die Theorie in ein ästhetisches Erlebnis. Und während die Ökologie die spekulative Fantasie der siebziger Jahre auf Mess- und Grenzwerte reduzierte, trat das schwierige Denken seinen Weg in die Kunstwelt an.“48

Diese Veränderung der deutschen Theorielandschaft lässt sich nur bedingt in der ARCH+ erkennen. Der Einfluss französischer Theorie ist bis Mitte der 1980er Jahre, als das Interesse für den US-amerikanischen Architekturdiskurs einsetzt, gering. In den frühen Ausgaben von 1968 bis 1972 dominieren die Kybernetik und Systemtheorie sowie die Semiotik in Anschluss an Max Bense, Rudolf Carnap und Charles Sanders Peirce. Das sechste Heft 1969 ist insofern interessant, als hier Andreas Strunk eine Annäherung von strukturaler Anthropologie und Architekturtheorie diskutiert und die Theorien von de Saussure und Lévi-Strauss vorstellt.49 Es bleibt aber eine Ausnahme. In der stärker politisch und marxistisch geprägten Phase der ARCH+ von 1972 bis 197650 mit ihrem Fokus auf politischer Ökonomie, Arbeitskampftheorien und dialektischen Materialismus spielen französische Denker*innen keine Rolle.51 Dies ändert sich ein wenig in der dritten „Phase der Ästhetik und Postmoderne“52, von 1977 bis 1986.

Ausgabe 37 „Der Tod der Architektur“ (1978) enthält die erste deutsche Übersetzung von Manfredo Tafuris „L’architecture dans le Boudoir“, einen Vortrag, den der marxistische Architekturtheoretiker 1974 in Princeton gehalten hat und der in der dritten Ausgabe von Oppositions im gleichen Jahr veröffentlicht wurde. Tafuri beschäftigt sich darin mit der „Architektursprache“, um jene „Strukturen offenzulegen, was über die Sprache selbst hinausgeht“53, wobei er sich auf Barthes’ Critique et vérité sowie auf Foucaults Les mots et les choses und L’ordre du discours bezieht. Es ist das erste Mal, dass Barthes und Foucault in der ARCH+ auftauchen. Zentral ist hier die methodische Herangehensweise, die architektonischen Entwürfe nicht mit ihren eigenen Worten zu beschreiben, sondern die Funktion und nicht die Bedeutung ihrer Zeichen zu hinterfragen. Die sogenannte „rationale Architektur“ liefere ein universales Formenalphabet, das Tafuri als die „Zur-Schau-Stellung einer Syntax leerer Zeichen“54 charakterisiert. Gerade deshalb sei es „die Aufgabe der Kritik, werkimmanent zu beginnen, um dann so schnell als möglich den Teufelskreis einer Sprache zu durchbrechen, die ausschließlich von sich selbst erzählt.“ In der Ausklammerung der ökonomischen und funktionalen Kontextbedingungen, des gesellschaftlichen Produktionsprozesses von Architektur und der Kommunikation mit den Benutzer*innen versuche sich diese „architecture dans le boudoir“ zurückzuziehen in selbst-referentielle Sprachexperimente, um die Architektur als ein künstlerisches Formobjekt in einer Zeit der Massenkommunikation und -produktion zu retten. Diese vermeintliche Wiedergewinnung einer verlorenen „Ordnung der Dinge“ ist als ein hermetisches Spiel einer Sprache stummer Zeichen zu entlarven, das die Architekturdisziplin nur noch mehr zerstöre.55 Tafuri liefert hier eine Kritik an der Architektur als ideologische Produktion und er enthüllt ihre Mystifizierungen.

Nun bedeutet die Nähe Tafuris zum IAUS bereits einen gewissen Umweg über die USA. Anders verhält es sich mit zwei Beiträgen in Heft 40/41 „Perspektiven der Aneignung“ (1978) und Ausgabe 49 „Kultur – in die eigene Hand nehmen“ (1980). Gottfried Pirhofer und Rudolf Kohouteks Bericht über die Besetzung eines ehemaligen Schlachthofs in Wien „Sankt Marx: Die 100 Tage der ARENA“ thematisiert das Auflösen von „Rollengrenzen, Identitäten, die Trennung von normal und wahnsinnig, von männlich und weiblich“ innerhalb der Gruppe der Besetzenden mit Verweis auf den Merve-Band Das Patchwork der Minderheiten von Lyotard.56 Sie reden zudem von einer „Wunschbesetzung“ und referieren auf Deleuze und Guattaris L’Anti-Œdipe: „Wir vermuten vielmehr, daß der konkrete Raum ARENA unmittelbar und vielfach wunschbesetzt war, auf vielen Ebenen, daß diese Wunschbesetzungen des konkreten Raumes überwiegend unbewußt waren und geblieben sind, und daß hinter dem realen Funktionieren der Besucherströme, Wunschströme, Symbolisierungen ein Traum stand. Dieser Traum wurde für fast jeden, der die ARENA zum ersten Mal betrat, sichtbar: vielleicht der Traum eines befreiten Geländes oder überhaupt des ganz Anderen.“57

In eine ähnliche Richtung weist Adalbert Evers’ Artikel „Die politische Bedeutung der sozialen Bewegungen – Zur Ortsbestimmung einer Kontroverse“, der auf einem Vortrag auf dem amerikanischen Politologentag in Washington 1979 basiert. Evers beschäftigt sich mit den zentralen Argumenten einer neo-freudomarxistischen58 Perspektive auf die Frage, was Macht ist und wie Emanzipation entsteht. Laut Foucault sowie Deleuze und Guattari sei Macht nicht nur durch den Staat oder objektivierte Klassenverhältnisse definiert, sondern an die „libidinöse Konstitution des alltäglichen Lebens der Massen“ gebunden. Herrschaft sei das „Eingehen auf bestimmte Wunschverkettungen und Begehren in den Massen“.59 Daher müsse erstens der objektivierende revolutionäre Diskurs immer auch mit persönlicher Emanzipation zusammengedacht werden, zweitens dürfe Ausbeutung nicht auf eine physisch-ökonomische verkürzt werden und drittens sei es nicht nur ein verobjektiviertes Interesse, sondern Wünsche und Begehren, die Emanzipation anstoßen. Im Zentrum soll die von einer pluralistischen, a-zentrischen Bewegung getragene „Mikro-Politik des Wunsches“ – der Titel der Merve-Übersetzung von Guattari – stehen, die Veränderungen der Makropolitik bewirke. Dieser Aufsatz verdeutlicht, wie punktuell auch in der ARCH+ Ende der 1970er Jahre „poststrukturalistische“ Denker und französisch neo-marxistische Perspektiven besprochen werden. Betont werden muss das Wort „punktuell“, denn es sind nur wenige Beiträge, die sich mit den Theorien von Foucault, Deleuze, Guattari oder Lyotard beschäftigen.

Die Redakteur*innen legen die Aufmerksamkeit auf Wohnungspolitik und Ökologie sowie auf Auseinandersetzungen zwischen „Moderne“ und „Postmoderne“. Gelegentlich verirren sich dabei französische Theorien in die Ausgaben, so wird in Heft 83 „Raum, Zeit und CAD-Architektur“ (1985) die Digitalisierung mit Lyotards Begriff der Immaterialien als Neologismus von Immateriellem und Materialien im Sinne von Apparaten zusammengebracht. Nikolaus Kuhnert erklärt mit einem Zitat aus dem Merve-Band Immaterialität und Postmoderne (1985), dass Materie nur noch ein „komplexes Agglomerat aus kleinen Energieteilchen [ist], die als solche überhaupt nicht greifbar sind“ und nur durch provisorische Strukturen bestimmt werden können.60 Diese Vorstellung erkennt er im rechnergestützten Entwerfen und der Generierung digitaler Bilder. In Rückgriff auf Lyotards La condition postmoderne (1979) – das Auflösen der großen Erzählungen der Moderne in eine Vielfalt an Diskursen in der „Postmoderne“ – versucht Kuhnert die „Postmoderne“ nicht als eklektisches, historisierendes, teilweise ironisches Architekturschaffen zu beschreiben, sondern als ein „Hinterfragen der Grundlagen (von Architektur und Städtebau)“, das mit der Digitalisierung an Virulenz gewinne.

Der Begriff „Poststrukturalismus“ fällt, bevor die Rezeption der US-amerikanischen Architekturdebatten einsetzt, noch nicht.61 Die architektonischen Direktflüge zwischen Frankreich und Deutschland verkehren eher selten. Anscheinend gibt es dafür weder bei den Schreibenden noch bei den Lesenden der ARCH+ eine große Nachfrage.


V. Berührungspunkte zwischen ANY und ARCH+ – Gabelflug Frankreich-USA-Deutschland

Mitte der 1980er Jahre beginnt die ARCH+ sich stärker für den US-amerikanischen Diskurs zu interessieren. 1992 wird in Heft 114/115 gar „das Amerikanische Zeitalter“ ausgerufen. Das Interesse scheint zweischneidig zu sein. Einerseits wird von einer „intellektuellen Stagnation in Europa“ gesprochen, während in den USA ein spannendes, neues „Bedürfnis nach theoretischer Fundierung und nach Experiment“ konstatiert wird. Diese gehe mit einer Auseinandersetzung „der wichtigsten Vertreter des Poststrukturalismus“ sowie mit einem „Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften (Chaos-, Komplexitätstheorie, Selbstorganisation etc.)“ einher.62 Andererseits werden diese Diskurse immer auch kritisch gesehen und in ihrer Ausrichtung für den europäischen oder deutschen Architekturdiskurs durchaus transformiert.

Das beste Beispiel ist 1988 die Ausgabe 96/97 über den sogenannten architektonischen „Dekonstruktivismus“. Im Editorial gesteht Sabine Kraft ein, dass die ARCH+ jetzt auch den neuesten Architekturtrends nachjage. Die Rezeption Derridas in der Architektur ermögliche zwar einen Bruch mit dem „postmodernen Harmoniestreben“, der zu begrüßen sei, allerdings führe sie auch zu „zerquälten Verzerrungen und gezielten Verwirrungen“, einer „ratlose[n] Suche nach dem Nichts“ und einer „Art von Gehirnakrobatik“, die zwar faszinierend, aber auch anstrengend sei. Kraft erkennt, dass es hierbei zu „Verflachung und Verfälschung philosophischer Denkzusammenhänge“ komme: „Da sich aber Derrida als Philosoph selbst in die Niederungen der Architektur begeben hat, sind methodische Skrupel, wenn Architekten sich den Begriff der Dekonstruktion zu eigen machen, wohl überflüssig.“63 Sie will mit diesem Heft nicht einfach den US-amerikanischen Diskurs wiedergeben, sondern diesen selbst dekonstruieren, so wird von Derrida der Aufsatz „Am Nullpunkt der Verrücktheit – Jetzt die Architektur“ abgedruckt und zugleich von der Redaktion in einer Randspalte „dekonstruktiv“ kommentiert. Der anschließende Text von Bruno Schindler setzt sich kritisch mit dem neuen Trend auseinander, verdeutlicht historische Kontinuitäten in der allzu menschlichen Faszination für die Dekonstruktion der Konstruktion und plädiert für ein „sinnliches“ anstelle eines „spekulativen Urteilsvermögen“, bei der das Wahrgenommene – zum Beispiel der Klimawandel – durchaus als wahr genommen werden sollte.64


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Ein erster Berührungspunkt mit ANY ist in Heft 117 „Rem Koolhaas. Die Entfaltung der Architektur“ (1993) zu finden. Koolhaas ist als „einer der wenigen Europäer, die praktizierende Architekten und Intellektuelle zugleich sind“65, ein wichtiger Vermittler zwischen dem US-amerikanischen und europäischen Diskurs. Kuhnert berichtet in seiner „architektonischen Selbstbiographie“, dass Koolhaas in Vorgesprächen zu Heft 117 von einer „Gruppe von Intellektuellen um Peter Eisenman“ gesprochen habe, „die entweder in Paris studiert hatten, wie Sanford Kwinter und John Rajchman, oder durch die französische Philosophie geprägt worden waren, wie Greg Lynn.“ Nun entsteht der Kontakt zur Anyone Corporation, so Kuhnert weiter: „Ich habe daraufhin Kwinter, Lynn, Rajchman und Stan Allen in New York besucht und mich in der Folge bemüht, ihren Wissensvorsprung durch Lektüre auszugleichen. Eine lange Lernphase schloss sich an. Einarbeitung in den französischen Poststrukturalismus, in höhere Mathematik und in Chaos- und Komplexitätstheorie. Ziel war es, wenigstens ein Überblickverständnis zu gewinnen, um die folgenden Hefte organisieren zu können.“66


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Hier zeigt sich wie der hoch theoretisierte US-amerikanische Diskurs als Vorbild angesehen wird, dem es sich anzuähneln gilt. In der Zeitungsrubrik67 von Ausgabe 117 wird ANY erstmals den deutschen Leser*innen als ein „thematisches Magazin mit theoretischem Schwerpunkt und 95 Prozent Textanteil“ vorgestellt. Auch die drei bis dahin stattgefundenen Any-Konferenzen werden in ihrem Fokus auf „Autorenschaft und Signatur von Architekten“ (Anyone), „Zeitgenössische Konzepte der Raumbildung“ (Anywhere) und „Strategien und Prozesse der Architekturproduktion“ (Anyway) umrissen.68 Über Eisenmans Projekte und Texte wurde bereits in früheren Heften berichtet, zum Beispiel lässt sich in Heft 73 ein Gespräch zwischen Eisenman und Christopher Alexander finden, in dem jener über die „französischen Strukturalisten“ spricht und auf Barthes, Foucault und Derrida verweist, während Alexander immer wieder einwirft, dass er diese Theoretiker nicht kenne und auch nicht verstehe, warum seine Arbeit mit diesen Philosophen verglichen werden müsse.69 Deutlich wird an diesem Beitrag, dass die Anyone Corporation nur einen bestimmten und zwar einen besonders theoretischen US-amerikanischen Architekturdiskurs, vornehmlich der Ostküste, vertritt.

Heft 117 ist insofern besonders interessant, als hier, zwei Monate nach der populären, von Lynn editierten Architectural Design-Ausgabe „Folding in Architecture“, die „Entfaltung der Architektur“ thematisiert wird.70 In dem Gespräch zwischen Koolhaas, Kuhnert, Philipp Oswalt (von 1988 bis 1993 Teil der Redaktion) und Alejandro Zaera-Polo (1991 bis 1992 Mitarbeiter in Koolhaas’ Büro OMA) wird das „Aufbrechen von starren Strukturen durch das Denken in Flüssen, Strömen und Prozessen, das Arbeiten mit offenen, vagen und sich verändernden Formen“ angesprochen. Koolhaas erklärt daraufhin, dass sein Entwurf für Jussieu eine „geistige Verwandtschaft“ zu Deleuze und Guattaris Mille plateaux und zu ihrem Konzept des glatten Raums besitze, allerdings habe er ihre Theorien erst im nachhinein entdeckt. Er lässt eine kritische Distanz zu Kwinter und Lynn erkennen, die eine „spekulative Interpretation“ seiner Entwürfe in Zusammenhang mit dem französischen „Poststrukturalismus“ und naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anfertigen. Er wehrt sich gegen den „eingrenzenden Effekt“ solcher Interpretationen, fragt sich, ob es nicht bloß um Metaphern gehe, und drückt einen Widerwillen dagegen aus, von spezifischen philosophischen oder naturwissenschaftlichen Einflüssen auf seine Werke zu sprechen: „Wir schwimmen alle in einer Marinade, und wir kennen diese Marinade nicht.“71 Es geht in dem Gespräch anschließend stärker um städtebauliche Entwicklungen als um die Verbindung von Philosophie und Architektur. Koolhaas erklärt zudem, dass er nicht glaube, dass man zugleich Architekturtheoretiker und Architekt sein könne, und dass der „Vorteil einer nicht-akademischen Position“ darin liege, dass experimentiert werden könne, weil am Anfang nicht eine vorgefasste Beurteilung stehe.72 Unverkennbar ist hier, dass Koolhaas, der aktiv an den Diskursen der Anyone Corporation teilnimmt, dennoch einen Abstand zur Verkettung von philosophischer und architektonischer Praxis wahrt.73

Die Distanz der ARCH+ zu ANY bei gleichzeitiger Faszination für deren theoretische Auseinandersetzungen wird in den folgenden Heften immer offensichtlicher. Die Ausgabe 119/120 „Die Architektur des Ereignisses“ greift explizit den Diskurs der Anyone Corporation auf, so heißt es im Editorial, dass Koolhaas die ARCH+ auf die „New Yorker Szene um Peter Eisenman“ und ANY aufmerksam gemacht habe. Der Wille ein Heft über das Ereignis – ein wichtiger Begriff bei sowohl Derrida als auch Deleuze – stoße indes auf das Problem, dass sich die Redakteur*innen „nicht in der Exegese von Derrida und Deleuze oder von Eisenman verlieren wollten.“74 Stattdessen habe die Auseinandersetzung mit Kwinter75 und ZONE eine Alternative geboten: „Wir stellen also ein theoretisches Feld diverser phänomenologischer Denkansätze vor und ein relativ weit gefasstes Spektrum von Architekturen und Architekten.“ Der Fokus soll also nicht auf einigen wenigen Theoretikern liegen, sondern eine Vielfalt offenbaren. Zugleich wird das Ereignis an die Architekturgeschichte rückgebunden, indem zum Beispiel die klassische Moderne als „ein erster Versuch mit Indeterminiertheiten und Instabilitäten zu experimentieren“ gedeutet wird. Eine „Architektur des Ereignisses“ der 1990er Jahre verliert dadurch gewissermaßen seine proklamierte Neuheit. Neben Beiträgen von Eisenman und Lynn werden europäische Projekte, beispielsweise von Renzo Piano und Enric Mirailles, abgedruckt, die im Diskurs der Anyone Corporation kaum wahrgenommen werden. Eine ähnliche Vorgehensweise zeigt sich in Ausgabe 124/125 „Leicht und Schwer“ (1994), die sich wohl am stärksten an eine ANY-Ausgabe – Nr. 5 „Lightness“ – anlehnt. Während ein Großteil der theoretischen Texte von Rajchman und Lynn übernommen werden,76 sind die architektonischen Beispiel nicht dieselben wie in ANY 5. Unter anderem wird der Fußgängersteg in Stuttgart-Vaihingen von Werner Kaag und Gustl Lachenmann präsentiert. Im Editorial verdeutlichen Kuhnert und Angelika Schnell (seit 1990 Teil der Redaktion), dass die Beschäftigung mit der Leichtigkeit insbesondere in Deutschland wichtig sei, da hier eine konservative Rückbesinnung auf die Tektonik im Gange ist, die in dem Heft 122 „Von Berlin nach Neuteutonia“ thematisiert wird. Hier zeigt sich, dass zwar eine Thema von ANY aufgegriffen, aber mit dem spezifisch deutschen Diskurs verbunden wird.


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Wie sehr sich der europäische Diskurs vom US-amerikanischen unterscheidet, wird in Heft 129/130 „Minimalismus und Ornament“ (1995) offensichtlich. In dem Gespräch zwischen Herzog & de Meuron, Kuhnert und Schnell gehen die Schweizer Architekten darauf ein, dass Eisenman auf der Eröffnung der MoMA-Ausstellung Light Construction von „Swiss Fascists“ gesprochen habe. Herzog & de Meuron sehen darin ein Dominanzverhalten zum Ausdruck gebracht. Da die US-amerikanischen ArchitektInnen im Gegensatz zu den Schweizer Büros weniger Gelegenheit zum Bauen besitzen, versuchen sie ihre theoretische Vormachtstellung zu bewahren, indem sie alle Schweizer Architekturschaffende politisch-ideologisch in eine Richtung deuten, was mit der Realität nichts zu tun habe. Im Gespräch kristallisiert sich heraus, dass es durchaus thematische Schwerpunkte – die raumzeitliche Wandlungskraft der Architektur oder das Thema des Fließens – bei Herzog & de Meuron gibt, die nicht weit entfernt seien von dem, was in den USA diskutiert werde. Doch es gebe einen Unterschied: „Wir orientieren uns an der Natur und an dem, was vorhanden ist, nicht an einer Ideologie, egal ob sie nun an Deleuze oder andere Franzosen angelehnt sei.“77 Die US-amerikanische Faszination und Auseinandersetzung mit französischer Theorie wird in Europa als Ideologie wahrgenommen. Es existiert, so Schnell in Heft 139/140, eine gewisse Theoriefeindlichkeit in jenen Kreisen, in denen Tektonik, Sensibilität für Materialien und konstruktive Genauigkeit im Vordergrund stehen – als Stereotyp eines „unintellektuellen Handwerkers“ wird insbesondere Peter Zumthor ins Feld geführt.78

Die „europäische Voreingenommenheit“ gegenüber dem theoretischen Architekturdiskurs in den USA löst in der ARCH+ auch Bedenken aus. In Ausgabe 131 „InFormation. Faltung in der Architektur“ wird mit Blick auf die US-amerikanische Rezeption von Deleuzes Buch Le Pli und dem Konzept der Falte ein Ungenügen festgestellt. Dieses gründe aber nicht auf der „Mode von hauptsächlich amerikanischen Architekten [...], die, weil sie selten oder nie bauen, die sozialen, ethischen oder politischen Dimensionen ihrer Profession nicht zu berücksichtigen brauchen.“79 Vielmehr liege es in der Repräsentation der Falte auf der Ebene der Form. Stattdessen führen Joachim Krausse, Kuhnert und Schnell die Falte vor allem als wahrnehmungstheoretisches und räumliches Konzept ein, und liefern damit in gewisser Weise einen Anstoß zu einer stärkeren Theoretisierung des europäischen Architekturdiskurses, der sich vom US-amerikanischen emanzipiert. Als Beispiel führen sie eine Kirchenfassade an, die je nach Standpunkt und in der Bewegung des Beobachters anders wahrgenommen wird, oder beschreiben die Wandlung der Klosterkreuzgänge zur Arkadenstruktur der Straßen in Bologna als einen Faltungsprozess von innen nach außen. Mit dem Konzept der Falte gehe ein Fokus auf Übergangszonen, in denen ein Bewegungsmuster in ein anderes übergeht, auf ein räumliches Kontinuum oder auf die Verschmelzung von Oberfläche und Informationsträger einher. Dieser Beitrag erweist sich als eine Art Korrektur oder Erweiterung einer verkürzten US-amerikanischen Lesart der Falte. Diese Stoßrichtung wird auch daran deutlich, dass in ARCH+ kritische Beiträge abgedruckt werden, die von US-amerikanischen Autor*innen stammen. Als Beispiel sei an dieser Stelle Hays Artikel „Ideologische Glätte“ in Heft 128 genannt. Mit der formalen Glätte, die durch das Konzept des glatten Raumes legitimiert werde, gehe eine ideologische Glätte einher, welche die Ablehnung von Widerstand, die Infragestellung der Kommunikation von Bedeutung durch Architektur und die Forderung nach vielfältigen Verbindungen zwischen Architektur und anderen visuellen Medien mit sich bringe. Diese Ideologie des Glatten verunmögliche die Äußerung von Kritik, da sie Unsicherheit, Entfremdung und Selbstauflösung in ein affirmatives Projekt verwandle.80


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Die wohl größte Kritik an der Anyone Corporation formuliert 1997 Oswalt in Heft 138. Er berichtet von der Anyhow-Konferenz in Rotterdam und bemerkt, dass jene Beiträge, die politisch-soziale Themen fokussiert haben, nicht diskutiert wurden. Stattdessen standen „Fragen der Formgenerierung und deren philosophische Begründungen“ im Mittelpunkt. Dieses für die USA typische Desinteresse liege in der dortigen Trennung zwischen bauenden sowie denkenden und lehrenden Architekt*innen begründet und offenbare ein grundsätzliches Problem: „ANY hinterlässt zuweilen den Eindruck einer um den Globus reisenden Sekte, die zu sehr in ihren eigenen Glaubenssätzen befangen ist, als dass sie in de Lage wäre, aktuelle Tendenzen aufzuspüren [...]. Längst hat sich ein fester Kanon von Ideen ausgebildet, der einerseits auf der französischen Philosophie – von Bergson über Foucault zu Deleuze und Derrida –, und zum anderen auf naturwissenschaftlichen Theorien beruht.“81

Jene, die diesen Kanon zu durchbrechen oder zu erweitern versuchen, werden nicht gehört bzw. nicht zu den Konferenzen eingeladen. Oswalt spricht deshalb von einer „selbstbezüglichen Clique“ und einem „kolonialistischen Projekt“, bei dem es um die Dominanz eines internationalen Architekturdiskurses gehe und nicht um einen interkulturellen Austausch. Mit dieser Einschätzung liegt er sehr richtig. Gleichzeitig wird der antitheoretische Fokus auf die Praxis in Europa von US-amerikanischen Architekturtheoretiker*innen zu recht kritisch gesehen. Kwinter veröffentlicht in Heft 146 „Die Debatte“ (1999) einen Beitrag, der sich kritisch mit den Projekten von MVRDV auseinandersetzt.82 Laut Kwinter lasse MVRDV’s Entwurfspraxis, bei der ausgehend von Baugesetzen, Planungsvorschriften oder technischen Einschränkungen Architektur entstehe („datascapes“), ein „verkorkstes Nebeneinander verspielter Formen und unsentimentaler Bürokratenlogik“ erkennen. Diesen deterministischen Entwurfsprozessen liegen weder Ideale, Träume noch Werte zugrunde und hier zeigt sich ihre Nähe zu neoliberalen Ideen wie dem Marktdeterminismus.83 Die Replik des niederländischen Architekturhistorikers Bart Lootsma konzentriert sich auf den Unterschied zwischen dem US-amerikanischen Architekturdiskurs, der die Architektur allein als ein akademisches Problem begreife, und dem „europäischen progressiven“, in dem es um die Hoffnung gehe, auf die gebaute Umwelt Einfluss zu nehmen. Den Nutzer*innen seien die theoretischen Konzepte der Architekturschaffenden egal; sie interessiere die Funktionalität.84 Auf die geistige Nähe zum Neoliberalismus vermag er nicht einzugehen. Dieser künstliche Gegensatz zwischen einer nicht-theoretischen Praxis und einer Theorie, die nichts mit dem Bauen zu tun habe, ist problematisch. Er verkennt, dass die Praxis stets auf theoretischen Annahmen basiert, bisweilen unbewusst, und die Theorie zugleich Konzepte entwickelt, die auf die Praxis, nicht unbedingt auf der Ebene der Form, sondern auch in der Organisationsform der Arbeitspraxis, Einfluss nehmen.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der um die Jahrtausendwende aufkommende US-amerikanische „Post-Criticality“-Diskurs in der ARCH+ eingehend thematisiert wird. Insbesondere Architekturtheoretiker*innen wie Joan Ockman, Michael Speaks sowie Robert Somol und Sarah Whiting positionieren sich gegen eine als anstrengend, weltfremd und pessimistisch verstandene Form von Theorie, die unter dem Stichwort „Criticality“ diskreditiert wird. In Heft 156 „Neuer Pragmatismus in der Architektur“ (2001) werden mehrere Beiträge von der Konferenz The Pragmatist Imagination: Thinking about ‚Things in the Making‘, die Ockman im Mai 2000 im akademischen Kreis der Columbia University organisiert hat, abgedruckt. Da sich die Architekturtheorie in intellektuelle und akademische Kreise zurückgezogen habe und keinen Bezug mehr zu einer stetig stärker durch kommerzielle Alltagsarchitektur gekennzeichneten Praxis besitze, geht es Ockman um eine Zuwendung zu den Realverhältnissen des Planens und Bauens sowie um eine operative Theorie, die Hand in Hand gehe mit dem Entwerfen. Auf dem Cover von ARCH+ 156 ist unter anderem zu lesen, als Aussage von Speaks: „Nach dem Ende der Theorie, nach dem Ende von ANY, Assemblage und dergleichen, muss sich die Architektur verabschieden von ihrer utopischen Suche nach dem Neuen“; und von Stan Allen: „Architektur ist eine Praxis und kein Diskurs.“ In der Zeitungsrubrik wird von der ersten Someone-Konferenz in Eindhoven berichtet, „eine Reihe von sieben Konferenzen, die sich mit theoretischen Fragestellungen der jüngsten Architekturgeschichte befassen werden. Some, Abkürzung für „Scenes of Modernity Europe“, versteht sich als kritische Fortsetzung von ANY (Architecture New York) und den ANY-Konferenzen.“85 Im nächsten Heft greift Werner Sewing unter dem vielsagenden Titel „Von Deleuze zu Dewey?“ das Aufkommen des Pragmatismus erneut auf und erklärt, dass die Kritik des Neopragmatisten Richard Rorty an einer Intellektualität, die eine „Distanz zum Volk“ besitze, auch auf die Anyone Corporation zutreffe.86 Somol und Whitings paradigmatischer Essay „Notes around the Doppler Effect and Other Moods of Modernism“ (2002), in dem sie sich gegen Eisenmans „Criticality“ und für eine projektive, performative und pragmatische Architektur aussprechen wie sie Koolhaas entwerfe, wird schließlich in Auszügen im Heft 174 und vollständig in Heft 178 abgedruckt. Die „Post-Criticality“-Debatten werden also wesentlich intensiver und weniger kritisch in der ARCH+ präsentiert als die immer auch auf Distanz betrachtete US-amerikanische Auseinandersetzung mit „French Theory“.87


VI. Fazit

Beim Reisen zwischen verschiedenen Disziplinen, zwischen Philosophie und Architektur, sowie von einem Kulturraum in einen anderen erfahren Konzepte Veränderungen. Die Übersetzung französischer Theorien in ein US-amerikanisches „French Theory“ führt zu Transformationen und zur Etablierung des Konstrukts „Poststrukturalismus“. Dessen Übersetzung in den Architekturdiskurs der Anyone Corporation bringt weitere Verschiebungen – einen stärkeren Fokus auf Form und Geometrie und einen Verlust der politischen Ausrichtung – mit sich. Im Architekturdiskurs der ARCH+ spielen französische Theoretiker*innen zunächst eine untergeordnete Rolle. Erst Mitte der 1980er Jahre hält langsam die US-amerikanische Lesart des „Poststrukturalismus“ in der ARCH+ Einzug. Der US-amerikanische Architekturdiskurs kommt zwar in der ARCH+ an, wird allerdings kritisch durchleuchtet und mit europäischen und deutschen Schwerpunkten sowie Entwürfen verbunden. Auch er erfährt auf seiner Reise Transformationen. Augenscheinlich existiert eine enorme Faszination für die theoretischen Debatten der Anyone Corporation, denen sich anzuähneln versucht wird. Der Wissensvorsprung soll aufgeholt werden, doch mit der eigenen Lektüre treten andere Interpretationen der philosophischen Konzepte, insbesondere der Falte, in den Vordergrund. 

ANY und ARCH+ eint die thematische Ausrichtung einzelner Hefte und in den 1990er Jahren das Einbeziehen von Architekturtheorie anstatt einer reinen Berichterstattung aktueller Bauvorhaben. Zahlreiche Texte aus ANY oder den Any-Konferenzen werden als Erstübersetzung in der ARCH+ abgedruckt. Andersherum reisen keine Texte der ARCH+ in die Publikationen der Anyone Corporation. Zentraler Unterschied ist, dass die ARCH+ ein gewisses Unbehagen gegenüber einer all zu starken Theoretisierung der Architektur besitzt, so formuliert es 1997/98 Kuhnert: „Deshalb ist es ja das dezidierte Bestreben von ARCH+ seit Jahren, bewußt anti-totalitär zu sein. Deshalb lassen wir uns auf die Realität von Architekten und ihrer Projekte ein, denn man muss die Wirklichkeit gegen die theoretische Erklärung behaupten, damit diese sie nicht zerstört. Die Unabhängigkeit der Theorie muss eingegrenzt sein.“88


Frederike Lausch, geb. 1988, ist Architekturhistorikerin und forscht zur Verbindung von Architektur, Politik und Philosophie im 20. Jahrhundert. Sie promovierte im Rahmen der DFG-Forscher*innengruppe „Medien und Mimesis“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Darmstadt. Als Fellow der Wüstenrot Stiftung hat sie am Deutschen Architekturmuseum Max Bächers Auseinandersetzung mit Albert Speer untersucht. Sie ist Mitglied des Center for Critical Studies in Architecture (CCSA).

1

Manfred Frank: Was ist Neostrukturalismus?, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1983. – Zur Kritik am Begriff „Poststrukturalismus“ siehe dort S. 31f. Generell steht er den im Buch vorgestellten Theorien kritisch gegenüber.

2

Diskutiert wird, ob es sich um eine Überwindung oder eher um eine Fortführung strukturalistischer Theorien handelt.

3

François Cusset: French Theory. Foucault, Derrida, Deleuze & Cie et les mutations de la vie intellectuelle aux États-Unis, Paris: Éditions La Découverte 2005, S. 21.

4

François Cusset: French Theory. How Foucault, Derrida, Deleuze, & co. Transformed the Intellectual Life of the United States, Minneapolis/MN u. a.: University of Minnesota Press 2008, S. xi–xvi.

5

Übersetzen schließt Kontakt-, Transformations- und Konfliktzonen sowie Inszenierungen des Übersetzens ein. Dieses Übersetzungsmodell wurde basierend auf den Arbeiten der Kulturwissenschaftlerin Doris Bachmann‑Medick zum „Translational Turn“ entwickelt: Frederike Lausch: Gilles Deleuze und die Anyone Corporation. Übersetzungsprozesse zwischen Philosophie und Architektur, Bielefeld: Transcript 2021. – Große Teile dieses Aufsatzes stammen, teilweise umgeschrieben, aus meiner Dissertation.

6

Slavoj Žižek: Looking Awry. An Introduction to Jacques Lacan through Popular Culture, Cambridge/MA u. a.: MIT Press 1991, S. 142.

7

Johannes Angermuller: Why There Is No Poststructuralism in France. The Making of an Intellectual Generation, London u. a.: Bloomsbury 2015, S. 3.

8

Cusset: French Theory, a. a. O., S. 38–42; Angermuller: Why There Is No Poststructuralism in France, a. a. O., S. 16.

9

Vgl. Stefan Münker, Alexander Roesler: Poststrukturalismus, Stuttgart u. a.: J. B. Metzler 2000, S. 5 und 19f.

Abb. 1

Cover der zweiten Auflage The Structuralist Controversy. The Languages of Criticism and the Sciences of Man (1972), herausgegeben von Richard Macksey und Eugenio Donato.

10

Vgl. Cusset: French Theory, a. a. O, S. 40–41.

11

Jacques Derrida: „Structure, Sign, and Play in the Discourse of the Human Sciences“, in: Richard Macksey, Eugenio Donato (Hrsg.): The Structuralist Controversy. The Languages of Criticism and the Sciences of Man, Baltimore/MD u. a.: The Johns Hopkins University Press 1972 [1970], S. 264.

12

Vgl. Angermuller: Why There Is No Poststructuralism in France, a. a. O., S. 15.

13

Sanford Kwinter, in: Simone Brott: Architecture for a Free Subjectivity. Deleuze and Guattari at the Horizon of the Real, Farnham u. a.: Ashgate 2011, S. 19.

14

Sylvère Lotringer: „Doing Theory“, in: (ders.) und Sande Cohen: French Theory in America, New York/NY u. a.: Routledge 2001, S. 131. Herv. i. O.

15

Henry Schwarz, Anne Balsamo: „Under the Sign of Semiotext(e): The Story according to Sylvere Lotringer and Chris Kraus“, in: Critique Nr. 3, 1996, S. 208.

16

Sylvère Lotringer: „Schizo-Culture. The Event 1975”, Los Angeles/CA: Semiotext(e) 2013, S. 7.

17

Lotringer: „Doing Theory“, a. a. O., S. 128–129.

18

Schwarz, Balsamo: „Under the Sign of Semiotext(e)“, a. a. O., S. 218.

Abb. 2

Veröffentlichung der Beiträge zur „schizo-culture“-Konferenz (13. bis 16. November 1975) als achte Ausgabe von Semiotext(e), erschienen 1978.

19

Johannes Angermuller: Nach dem Strukturalismus. Theoriediskurs und intellektuelles Feld in Frankreich, Bielefeld: Transcript 2007, S. 41.

20

Cusset: French Theory, a. a. O, S. xi–xvi.

21

Brott, Architecture for a Free Subjectivity, a. a. O., S. 33, Anm. 43.

22

Isozaki war Gast am IAUS, vor allem im Zuge der Ausstellung A New Wave of Japanes Architects (1978). Solà-Morales war in den frühen 1980er Jahren Visiting Fellow am IAUS: Frank, Suzanne: IAUS. The Institute for Architecture and Urban Studies. An Insider’s Memoir, Bloomington/IN: AuthorHouse 2010, S. 237, 246 und 321.

23

Ab der vierten Konferenz und ANY 9 gestaltet die New Yorker Designfirma 2x4 die Printprodukte der Anyone Corporation.

24

Die ersten drei Tagungsbände erscheinen beim Verlag Rizzoli International. Die anderen Bände werden von MIT Press herausgegeben.

25

Das „Board of Directors“ der Any-Konferenzen besteht aus Cynthia C. Davidson (Schatzmeisterin), Peter Eisenman (Präsident), Philip Johnson (Vizepräsident), Ignasi de Solà-Morales (Geschäftsführer), Arata Isozaki, Rem Koolhaas, Frank Gehry (bis 1993), Jeffrey Kipnis (bis 1993), Gianfranco Monacelli (bis 1993), Phyllis Lambert (ab 1992) und John Rajchman (1993–98).

26

Cynthia C. Davidson: „An(y)alysis: Cynthia Davidson Talks with Herself, 25.09.2004“, für Parametro Nr. 252/253, 2004, o. S. (http://architettura.it/files/20040925/index_en.htm; zuletzt abgerufen am 3. April 2017).

27

Vgl. Ole W. Fischer: „Anyone Corporation: Architecture Anyone? A Non-profit and the Travelling Circus of Theory”, in: Giovanna Borasi: The Other Architect. Another Way of Building Architecture, Montréal: CCA und Spector Books 2015, S. 408.

28

Cynthia C. Davidson: „Any Story“, in: Lotus Nr. 92, 1997, S. 95.

29

Cynthia C. Davidson: „Philosophic Umbrella” (1990), in: Borasi: The Other Architect, a. a. O., S. 341.

30

Herbert Muschamp: „Art/Architecture. An Idea of Architecture. An Architecture of Ideas”, in: New York Times, 18. Juni 2000.

31

Christian Girard: „Letter from Paris. French Architects say ‘Basta’ to Theory”, in: ANY Nr. 25/26, 2000, S. 6.

32

Im „Editorial Board“ von ANY sind Cynthia C. Davidson (Chefredakteurin), Rem Koolhaas, John Rajchman, Tadao Ando, Jennifer Bloomer, Brian Boigon, Henry Cobb, Charles Gwathmey, Sanford Kwinter, Greg Lynn, Mark C. Taylor, Silvia Kolbowski (ANY 1–10), Sylvia Lavin und Robert E. Somol (beide ab ANY 11).

33

Davidson: „An(y)alysis“, a. a. O., o. S.

34

Ebd.

35

Karen Burns: „EX LIBRIS. Archaeologies of Feminism, Architecture and Deconstruction“, in: Architectural Theory Review Nr. 3, 2010, S. 254 f.

Abb. 3

Cover der Zeitschrift ANY von 1993 bis 2000.

36

Einigen Heften gehen sogenannte „Any-Events“ voraus, die teilweise am Dia Center for the Arts in New York oder im Solomon R. Guggenheim Museum stattfinden.

37

Im „Editorial Board“ der Buchreihe waren Cynthia C. Davidson, Sylvia Lavin, Robert E. Somol, Michael Speaks und Sarah Whiting.

38

Im Archiv des Canadian Centre for Architecture befinden sich die Dokumente der Anyone Corporation, die für diese Arbeit nicht gesichtet wurden und die sicherlich detailliert Auskunft über die Finanzierung geben.

39

Davidson: „An(y)alysis“, a. a. O., o. S.

40

Karen Burns: „Becomings. Architecture, Feminism, Deleuze – Before and After the Fold“, in: Hélène Frichot,  Stephen Loo (Hrsg.): Deleuze and Architecture, Edinburgh: Edinburgh University Press 2013, S. 16.

41

Beispielsweise beschreiben Francis Mallgrave und David Goodman in An Introduction to Architectural Theory. 1968 to the Present (2011) die Absetzung in einem Unterkapitel mit dem vielsagenden Titel „From Derrida to Deleuze“.

42

Vgl. Jacques Derrida: „A Letter to Peter Eisenman“, in: Assemblage Nr. 12, 1990, S. 6–13; Peter Eisenman: „Post/El Cards: A Reply to Jacques Derrida“, in: Assemblage Nr. 12, 1990, S. 14–17.

43

Cynthia C. Davidson: „Dear Reader“, in: ANY Nr. 0, 1993, S. 4.

44

Siehe Lausch: Gilles Deleuze und die Anyone Corporation, a. a. O., Kap. 5.1.3.

45

Cynthia C. Davidson, in: Log Nr. 1, 2003, Titelblatt. – Vgl. Davidson: „An(y)alysis: Cynthia Davidson Talks with Herself", a. a. O., o. S.: „Last fall we launched Log, a journal on architecture and the city, which is also probably as good a self-critique of ANY as one can find. Log is small, black-and-white, graphically straightforward, and not thematic.“

46

Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960–1990, München: C. H. Beck 2015, S. 114.

47

Felsch: Der lange Sommer der Theorie, a. a. O., S. 104 ff.

48

Felsch: Der lange Sommer der Theorie, a. a. O., S. 13.

49

Andreas Strunk: „Strukturale Anthropologie" – Aspekt einer Architekturtheorie, in: ARCH+ Nr. 6, 1969, S. 21–28.

50

Ich orientiere mich hier an den Phasen der ARCH+, die Ulf Meyer in „30 Jahre – und kein bisschen weise?“, ARCH+ Nr. 139/140, 1997/98, S. 148–155, ausführt.

51

Das wilde Denken von Lévi-Strauss wird im Hinblick auf einen verlorenen, vermeintlich natürlichen Zustand, in dem die Menschen stärker mit der und nicht gegen die Natur lebten, besprochen: Jasper Halfmann, Clod Zillich: „Unkraut vergeht nicht. Modelle kreativer Selbsthilfe“, in: ARCH+ Nr. 28, 1975, S. 3–4.

52

Meyer: „30 Jahre – und kein bisschen weise?“, a. a. O., S. 150.

53

Manfredo Tafuri: „Die Kritik der Architektursprache und die Sprache der Architekturkritik“, in: ARCH+ Nr. 37: „Der Tod der Architektur“, 1978, S. 5.

54

Tafuri: „Die Kritik der Architektursprache und die Sprache der Architekturkritik“, a. a. O., S. 7.

55

Tafuri: „Die Kritik der Architektursprache und die Sprache der Architekturkritik“, a. a. O., S. 11.

56

Gottfried Pirhofer, Rudolf Kohoutek: „Sankt Marx: Die 100 Tage der ARENA“, in: ARCH+ Nr. 40/41: „Perspektiven der Aneignung“, 1978, S. 70.

57

Pirhofer, Kohoutek: „Sankt Marx: Die 100 Tage der ARENA“, a. a. O., S. 66. Herv. i. O.

58

Im Freudomarxismus geht es, vereinfacht gesagt, darum, dass die kapitalistische Klasse die Sexualität des Proletariats unterdrücke, um die Produktivität zu steigern. Insbesondere Foucault entwickelt dies weiter zum Konzept der Bio-Macht, bei dem es um den Machterhalt durch Regulierung von Fortpflanzung, Gesundheit, Sterblichkeit oder Hygiene der Massen geht.

59

Adalbert Evers: „Die politische Bedeutung der sozialen Bewegungen – Zur Ortsbestimmung einer Kontroverse“, in: ARCH+ Nr. 49: „Kultur, in die eigene hand genommen“, 1980, S. 40.

60

Nikolaus Kuhnert: „Die Immaterialien“, in: ARCH+ Nr. 83: „Raum, Zeit und CAD-Architektur“, 1985, S. 24.

61

Eine Ausnahme ist die Rede „Moderne und Postmoderne Architektur“ von Jürgen Habermas, abgedruckt in Heft 61 (1982). Er verdeutlicht, dass das Post-Präfix sowohl Ablehnung als auch Weiterführung bezeichnen kann. Die „Poststrukturalisten“ versuchen eher den Strukturalismus zu „vollenden“: S. 54.

62

Meyer: „30 Jahre – und kein bisschen weise?“, a. a. O., S. 154.

63

Sabine Kraft: „Balance in Schrägstellung?“, in: ARCH+ Nr. 96/97: „Dekonstruktive Architektur“, 1988, S. 22–23.

64

Bruno Schindler: „Die verschlungenen Wege der Dekonstruktion“, in: ARCH+ Nr. 96/97: „Dekonstruktive Architektur“, S. 80.

Abb. 4

Cover von ARCH+ Nr. 96/97 „de-construction“ (1988).

Abb. 5

Erste Seite des Editorials von ARCH+ Nr. 96/97 „de-construction“ (1988).

65

Meyer: „30 Jahre – und kein bisschen weise?“, a. a. O., S. 153. – Bereits 1986 beinhaltet das Heft „Fertig zum Abhub“ Beiträge von Koolhaas. Darin findet sich auch ein Auszug aus Baudrillards Der symbolische Tausch und der Tod.

66

Nikolaus Kuhnert: „Rem Koolhaas: Die Konzeptualisierung der Architektur“, in: ARCH+ Nr. 237: „Eine architektonische Selbstbiographie“, 2019, S. 107.

Abb. 6

Cover von ARCH+ Nr. 117 „Rem Koolhaas. Die Entfaltung der Architektur“ (1993).

Abb. 7

Die Vorstellung von ANY in der Zeitungsrubrik von ARCH+ Nr. 117 „Rem Koolhaas. Die Entfaltung der Architektur“ (1993).

67

Generell wird in den 1990er Jahren in der Zeitungsrubrik oft über Konferenzen, Zeitschriften und Ausbildungsprogramme, die in Zusammenhang mit dem US-amerikanischen Architekturdiskurs stehen, berichtet – zum Beispiel in Heft 95 über ein Entwurfsseminar von Eisenman in Venedig, in dem dieser von „französischen Neostrukturalisten“ gesprochen habe. Gleichermaßen zeugen die Buchtipps in der Zeitungsrubrik von dem Interesse am französischen „Poststrukturalismus“, so stehen auf den Listen die bekannten Vertreter Derrida, Foucault, Deleuze und Guattari, Lyotard und Baudrillard.

68

O. A.: „ANY“, in: ARCH+ Nr. 117: „Rem Koolhaas – Die Entfaltung der Architektur“, 1993, S. 17.

69

Peter Eisenman, Christopher Alexander: „Zur Macht der Gefühle“, in: ARCH+ Nr. 73: „Christopher Alexander“, 1984, S. 70.

70

Von Lynn wird der Artikel „Wahrscheinlichkeitsgeometrien“ aus ANY 0 abgedruckt.

71

Rem Koolhaas, in: „Die Entfaltung der Architektur“, in: ARCH+ Nr. 117: „Rem Koolhaas – Die Entfaltung der Architektur“, 1993, S. 22.

72

Koolhaas, in: „Die Entfaltung der Architektur“, a. a. O., S. 32–33.

73

Siehe hierzu Lausch: Gilles Deleuze und die Anyone Corporatio., a. a. O., Kap. 5.2.2.

74

Nikolaus Kuhnert, Gunnar Tausch: „Die Architektur des Ereignisses“, in: ARCH+ Nr. 119/120: „Die Architektur des Ereignisses“, 1993, S. 30.

75

Kwinter ist für die ARCH+ eine konstante Bezugsperson zum US-amerikanischen Diskurs. Von Kwinter werden in Heft 119/120 gleich mehrere Erstübersetzungen publiziert, darunter „Das Komplexe und das Singuläre“ aus dem Tagungsband Anyway (1994).

76

Von Rajchman erscheinen als deutsche Erstübersetzungen „Leicht nennt man die Erde“ und „Leichtes zählt“ sowie von Lynn „Leicht und Schwer“, alle drei aus ANY 5. Von Kwinter wird unter anderem „Emergenz oder das künstliche Leben des Raums“ aus Anywhere (1992) abgedruckt.

Abb. 8

Cover von ARCH+ Nr. 119/120 „Die Architektur des Ereignisses“ (1993).

Abb. 9

Cover von ARCH+ Nr. 124/125 „Leicht und Schwer“ (1994).

Abb. 10

Cover von ARCH+ Nr. 131 „InFormation. Faltung in der Architektur“ (1996).

77

Herzog & de Meuron in: „Minimalismus und Ornament“, in: ARCH+ Nr. 129/130: „Herzog & de Meuron ­ Minimalismus und Ornament“, 1995, S. 19.

78

Werner Sewing, Angelika Schnell in: „30 Jahre ARCH+ – Wege des Politischen“, in: ARCH+ Nr. 139/140: „30 Jahre ARCH+“, 1997/98, S. 33.

79

Angelika Schnell, Nikolaus Kuhnert in: „InFormation. Faltung in der Architektur“, in: ARCH+ Nr. 131: „InFormation“, 1996, S. 12. – In Heft 131 erscheint von Elizabeth Diller „Schlecht gepresst“ aus Anyway (1994).

80

K. Michael Hays: „Ideologische Glätte“, in: ARCH+ Nr. 128: „Entwerfen am Computer“, 1995, S. 70–72. Original veröffentlicht in Assemblage 27 (1995).

Abb. 11

Bericht von der „Anyhow“-Konferenz in Rotterdam 1997 in ARCH+ Nr. 138.

Abb. 12

Bericht von der „Anyhow“-Konferenz in Rotterdam 1997 in ARCH+ Nr. 138.

81

Philipp Oswalt: „Anyhow“, in: ARCH+ Nr. 138: „Mehr ist anders“, 1997, S. 17.

82

Der Beitrag stammt aus ANY 24 (1998/99).

83

Sanford Kwinter: „La trahison des clercs (und anderer moderner Mummenschanz)“, in: ARCH+ Nr. 146: „Die Moderne der Moderne: Die Debatte“, 1999, S. 84–85.

84

Bart Lootsma: „Schmutzige Hände – eine Entgegnung auf Sanford Kwinter“, in: ARCH+ Nr. 146: „Die Moderne der Moderne: Die Debatte“, 1999, S. 87.

85

Jos Bosman: „Someone Konferenz“, in: ARCH+ Nr. 156: „Neuer Pragmatismus in der Architektur“, 2001, S. 13.

86

Werner Sewing: „Von Deleuze zu Dewey? – Zu Heft 156“, in: ARCH+ Nr. 157: „Sobeks Sensor oder Wittgensteins Griff?“, 2001, S. 10.

87

Über das Ende der Any-Konferenzen diskutieren Eisenman und Kwinter in Heft 163, S. 22–25. Die „Post-Criticality“-Debatten werden auch in zwei Beiträgen von Ole W. Fischer in Heft 174 und 178 thematisiert.

88

Nikolaus Kuhnert: „30 Jahre ARCH+ – Wege des Politischen“, in: ARCH+ Nr. 139/140: „30 Jahre ARCH+“, 1997/98, S. 32.